Erklärung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zur Retrospektive von Nan Goldin in der Neuen Nationalgalerie

News vom 20.11.2024

Nan Goldin ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. Die Neue Nationalgalerie hat sich deshalb entschieden, ihr fotografisches Werk mit einer großen Retrospektive zu würdigen. Ihre Arbeiten stehen für sich.

Neben ihrer künstlerischen Arbeit tritt Nan Goldin als Aktivistin und Meinungsmacherin auf und engagiert sich im Nahost-Konflikt. Die Meinungen, die sie im Rahmen der öffentlichen Debatte äußert, machen sich weder die SPK noch die Neue Nationalgalerie durch diese Ausstellung zu eigen.   

Die Debatte über den Nahostkonflikt hat sich in den vergangenen Monaten extrem zugespitzt. Radikale Positionierungen treffen in teils unversöhnlicher Einseitigkeit aufeinander, Unterstellungen und Vorwürfe bis hin zu Hass sind mittlerweile an der Tagesordnung. Das ist äußerst beunruhigend, da es die Grundfesten unserer offenen, demokratischen Gesellschaft in Frage stellt. Diese lebt vom Zuhören, vom Aushalten unterschiedlicher Meinungen und Perspektiven und von der Achtung der Rechte und Würde des Anderen, ohne in unversöhnliche Extreme zu verfallen.

Die Häuser der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sind Orte der Kunstfreiheit, des respektvollen Diskurses und der freien Meinungsäußerung. Wir folgen dabei aber bestimmten Grundsätzen, die für uns nicht verhandelbar sind: Das Existenzrecht Israels steht für uns außer Frage. Der Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf den jüdischen Staat war ein grausamer Akt des Terrors, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Das gilt auch für die Verschleppung unschuldiger Menschen. Wenn Jüdinnen und Juden bedroht oder verfolgt werden, nur weil sie Jüdinnen und Juden sind, nehmen wir das nicht hin, zeigen unsere Solidarität und erheben vernehmbar unsere Stimme!

Gleichzeitig fühlen wir mit der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen und im Libanon, deren Leid unübersehbar ist. Alle Menschen im Nahen Osten haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit und ein Leben frei von Angst. Deshalb fordern wir eine friedliche Lösung des Nahost-Konfliktes.

Klar ist auch: Wir als SPK dulden keine antisemitischen, rassistischen, islamfeindlichen oder anderweitig menschenverachtenden Äußerungen und Symbole. Boykottaufrufe, Drohungen, Schmähungen, verbale Gewalt oder gewalttätige Handlungen lehnen wir ab. Aufrufe zu oder Anstiftung zur Gewalt, die Legitimierung oder Verharmlosung von Terrorakten, der Verletzung und Tötung von Zivilistinnen und Zivilisten sowie die Unterstützung von terroristischen Organisationen werden wir in unseren Einrichtungen nicht zulassen.

Es soll und muss möglich sein, dass die Nan-Goldin-Ausstellung und das Symposium „Kunst und Aktivismus in Zeiten der Polarisierung“ wie geplant stattfinden können. Das setzt aber ein Umfeld voraus, in dem freie Meinungsäußerung und respektvoller Austausch möglich sind.

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