Für alle da: Gleichstellung in der SPK

News vom 22.11.2023

Lara Rossi setzt sich als Gleichstellungsbeauftragte der SPK für alle gleichstellungsrelevanten Belange der Beschäftigten und der Stiftung ein. Dabei berät sie Mitarbeitende und Führungskräfte, entwickelt Vereinbarkeitsmaßnahmen und setzt sich gegen Diskriminierungen aller Art ein. Ihr Ziel ist es, allen eine gleichberechtigte Teilhabe am Berufsleben in der SPK und auch die gleichberechtigte Teilhabe am Wirken der SPK zu ermöglichen. Im Kurzinterview gibt sie Einblick in ihre Arbeit.

Eine grafische Zeichnung von einer Kleinfamilie, die über einen Zaun blickt. Verschiedene Kartons helfen dabei.
© freepik

Wie sieht Ihre Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte der SPK aus? Welche Themen kommen bei Ihnen auf den Tisch?

Meine Arbeit ist sehr vielseitig. Zu meinen Aufgaben gehören sowohl die strategische, übergeordnete gleichstellungspolitische Arbeit innerhalb der Stiftung, als auch die gleichstellungspolitische Arbeit an der Basis als Unterstützung, Beratung und Begleitung von Kolleg*innen.

Kein Arbeitstag gleicht dem anderen. Die Themen, mit denen ich mich beschäftige, reichen von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der Förderung von Frauen über den Schutz vor sexualisierter Belästigung und vor Diskriminierung bis hin zur allgemeinen Förderung von offenen, toleranten Diskursen zu gleichstellungs- und diversitätsrelevanten gesellschaftlichen Themen.

Bei der Vielfalt der Themen ist es mir besonders wichtig konkrete Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die eine unmittelbare Wirkung entfalten und die gleichberechtigte Teilhabe am Berufsleben in der SPK und auch am Wirken der SPK spürbar und nachhaltig fördern.

Ein Fallbeispiel: Für viele Arbeitnehmer*innen mit kleinen Kindern gestaltet sich die Suche nach einem Kita-Platz in Nähe von Wohnung oder Arbeitsplatz als sehr schwierig. Möglicherweise schränkt sie das auch bei der Jobsuche ein. Was tut die SPK als Arbeitgeberin, damit sich Familie und Beruf leichter vereinbaren lassen?

Die Suche nach einem Kita Platz ist in der Tat eine der sehr großen Herausforderungen, vor denen berufstätige Eltern beim beruflichen Wiedereinstieg nach der Elternzeit stehen.

Es kommt vor, dass Beschäftigte unfreiwillig die Elternzeit verlängern müssen, weil die Kinderbetreuung nicht gesichert ist. Dieser Zustand kann die betroffenen Familien – insbesondere Alleinerziehende – in große Schwierigkeiten bringen. Und es erschwert letztendlich maßgeblich die gleichberechtigte Teilhabe am Berufsleben – aus dem einfachen Grund, dass Familien ohne Kinderbetreuung nicht arbeiten können.

Und deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir vor kurzem eine Kooperation mit der Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH gestartet haben. Im Rahmen dieser Kooperation stellen wir unseren Beschäftigten ab 2024 ein Kontingent an Kita-Belegplätzen zur Verfügung. So tragen wir maßgeblich zur Förderung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei.

Aber nicht nur die Kitaplatzsuche stellt Beschäftigte vor große Herausforderungen. Immer wieder kommt es auch zu ungeplanten Kita- und Hortschließungen. Oder es finden Ausstellungseröffnungen, Kunstevents oder Kongresse außerhalb der regulären Betreuungszeiten statt. Auch hier sind wir aktiv geworden. Die Rahmenbedingungen der Kinderbetreuung sollen nicht die berufliche Teilhabe innerhalb der SPK ausbremsen. Daher haben wir seit 2021 mit Kidsmobil eine erfahrene Kooperationspartnerin an der Seite. Sie übernehmen in genau solchen Fällen die Kinderbetreuung.

Aktuell widmet sich eine vielbeachtete Ausstellung im Museum Europäischer Kulturen dem Thema Menstruation. Es ist ein Thema, dass die Hälfte der Menschheit betrifft – und das trotzdem gesellschaftlich oftmals noch als Tabu wahrgenommen wird. In einem Pilotprojekt stellen Sie nun an 20 Standorten der SPK Hygienespender für Menstruationsartikel auf. Wie kam es dazu?

Ich will direkt sein: Jede menstruierende Person kennt diesen Moment, in dem man überrascht wird, unvorbereitet ist oder einfach keine Menstruationsartikel dabeihat. Das kann während eines Museumsbesuchs, in der Bibliothek, im Meeting oder auf der Toilette sein. Man fängt an zu improvisieren, fragt heimlich bei Freund*innen und Kolleg*innen nach oder verlässt schnell eine Veranstaltung oder bricht sogar den Museumsbesuch ab. Gleichberechtigte Teilhabe sieht anders aus.

Und genau hier setzt das Pilotprojekt an. Wir folgen damit Beispielen unter anderem aus dem universitären Bereich. Dort werden zum Teil bereits kostenlose Menstruationsartikel zur Verfügung gestellt. Letztendlich stellt auch niemand das kostenlose Bereitstellen von Toilettenpapier in Frage.

Und natürlich gibt es auch hier eine übergeordnete Dimension der Thematik. Mit dem Pilotprojekt machen wir das Thema Menstruation sichtbarer. Wir leisten einen Beitrag in der Diskussion rund um die Enttabuisierung der Menstruation und der damit verbundenen Themen. Denn in diesem Kontext gibt es vieles, was sich gesellschaftlich entweder aus Scham oder Unwissenheit der Nichtmenstruierenden hinter dem Nebel des Schweigens verbirgt.

Viele Menstruierende leiden unter dem PMS Syndrom und während des Menstruationszyklus unter starken Unterleibs- und/oder Kopfschmerzen. Auch Wassereinlagerungen oder Schwindel können Symptome während des Menstruationszyklus sein. Etwa 15% der Menstruierenden sind zudem vom Krankheitsbild Endometriose betroffen.

Und der offene Diskurs zu dieser Thematik ist ja nicht neu. Wenn wir beispielsweise in Richtung Spanien, Irland, England und Schottland schauen, sehen wir wichtige Veränderungen: Neue Gesetze, die bei Zyklusbeschwerden das Fernbleiben von der Arbeit erlauben, öffentlich zugänglich kostenlose Bereitstellung von Menstruationsartikeln und Nullsteuersatz auf Periodenprodukte.

Ich bin mir sicher, dass wir auch in Deutschland ähnliche Entwicklungen sehen werden. Die Senkung der Mehrwertsteuer für Menstruationsartikel von 19% auf 7% ist immerhin ein Anfang – wenn auch ein bescheidener.

Unsere Gesellschaft wird immer diverser. Das spiegelt sich aber noch nicht in allen Bereichen der Arbeitswelt wider. Ist Akzeptanz und Vermittlung von Diversität auch ein Thema für Sie?

Das ist es, unbedingt. Die Stiftung ist sehr groß und trägt viel Verantwortung – gleichermaßen nach innen wie nach außen. Diversität erfordert ebenso viel Verantwortung – nach innen wie nach außen.

Die Wertschätzung unterschiedlicher Perspektiven und die Chancengleichheit im Berufsleben, unabhängig von nationaler, ethnischer und sozioökonomischer Herkunft, geistiger und körperlicher Fähigkeiten, Alter und weiterer Diversitätsdimensionen, sind unabdingbar für ein wirkungsvolles und faires Arbeiten in der Stiftung. Dafür setze ich mich ein.

Denn genau dieses Arbeiten spiegelt auch die Verantwortung der Stiftung nach außen. Die Stiftung mit all ihren Einrichtungen von Museen und Forschungsinstituten bis hin zu Bibliotheken und Archiven ist für alle da! Und unsere Arbeit muss alle erreichen können. Diversitätssensibel. Verantwortungsbewusst. Und das betrifft sowohl die Inhalte als auch die Zugänglichkeit.

Die Fragen stellte Louis Killisch.

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