Parkfieber im Studiensaal

News vom 24.03.2023

Für einen Tag konnte man im Kupferstichkabinett in den Muskauer Park reisen – mit den faszinierenden Aquarellen von Carl Graeb

Vier Aquarelle stehen nebeneinander in einem Raum
© SPK / photothek / Janine Schmitz

Im Frühsommer, so lehrt es der Fürst Hermann von Pückler-Muskau, sei die beste Zeit nach Bad Muskau zu reisen. Und eigentlich sollte man gleich bis September bleiben. In diesen Zeiten entfaltet sich der Zauber des deutsch-polnischen Landschaftsparks am besten, lässt sich der optimistische Schöpfungsakt der Natur am besten verfolgen. Insofern war der Zeitpunkt, mit einem Bad-Muskau-Abend in Berlin die Vorfreude anzuheizen, perfekt gewählt. Ins Kupferstichkabinett hatten die Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau, die SPK und die Sächsische Staatskanzlei geladen, um darüber zu reden, wie das Parkfieber im 19. Jahrhundert entstand – und warum die monumentalen Gartengemälde Pücklers noch heute faszinieren. Der, der dazu beitrug, dass die Nachwelt Kenntnis bekam, wie der Landschaftsgarten nach englischen Vorbild vor 150 Jahren aussah, war der preußische Hofmaler Carl Graeb (1816-1884). Er reiste von Berlin aus in die Oberlausitz, um Pücklers Park festzuhalten. Oder, besser gesagt: Mit dem Pinsel zu fotografieren. Die Faszination seiner Aquarelle liegt in der Genauigkeit. Nur wenige Künstler verstanden es, die Natur selbst in ihren kleinsten Einzelheiten so präzise wiederzugeben wie wer. Keine Nuance, keine Stimmung, keine Färbung entging ihm. Die unterschiedlichsten Licht- und Wolkenstimmungen sind noch heute nachgerade betörend.

Viele, viele Jahre waren die Muskauer Ansichten Graebs verschollen. Als sie 2018 wiederentdeckt und sogar erworben werden konnten, kam das einer Sensation gleich. 14 der 74 Bilder hatte die Pückler-Stiftung mit nach Berlin gebracht, um sie einen Abend und einen Tag in der Stadt zu zeigen, wo sie entstanden. Die Direktorin des Kupferstichkabinetts, Dagmar Korbacher, hatte die Türen des Studiensaals weit geöffnet für diese schöne föderale Verbindung, und viele, viele waren gekommen. Darunter Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Muskaus Parkdirektor Cord Panning, Radosław Brodzik, Direktor des Büros für Internationale Zusammenarbeit im Marschallamt der Woiwodschaft Lubuskie, und SPK-Vizepräsident Gero Dimter.

Und so flanierten sie im Studiensaal von Bild zu Bild, nahmen auch mal die Lupe in die Hand, um Graebs Feinheiten zu studieren und schauten auch auf eine herausfordernde europäische Kulturgeschichte. Pückler lehrt, dass nur Leidenschaft der Schlüssel zur Welt ist.

Von Ingolf Kern

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