Was war – was kommt? Die Highlights der SPK 2022 und 2023

News vom 19.12.2022

Ein ereignisreiches Jahr geht für die SPK zu Ende. Wir blicken zurück auf 2022 und schauen nach vorne auf das, was uns 2023 in den fünf Einrichtungen der Stiftung erwartet

Collage aus fünf Bildern, die Innenräume von Museen und Bibliotheken zeigen
© SPK / Benne Ochs / photothek.net / Florian Gärtner

Geheimes Staatsarchiv (GStA)

In der vom Geheimen Staatsarchiv herausgegebenen Reihe der „Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz“ sind im Jahr 2022 drei gewichtige Bände erschienen: eine kommentierte Quellenedition über die Beziehungen von Preußen-Deutschland und China 1842-1911 sowie biographische Einzelstudien zu den Kurfürsten Joachim II. (1535-1571) und Joachim Friedrich (1598-1608), zwei Herrschern in der Mark Brandenburg im Zeitalter der Konfessionalisierung. 2022 erfolgte auch eine wichtige Weichenstellung für das künftige Baugeschehen im Geheimen Staatsarchiv.

Nach einem Beschluss der für Baufragen der SPK zuständigen AG Bau soll in den nächsten Jahren mit einer umfassenden Instandsetzung des Dahlemer Magazinteils begonnen werden, der noch von dem Ursprungsbau aus dem Jahr 1924 stammt und unter Denkmalschutz steht. Die nach dem E-Gouvernement-Gesetz für alle Einrichtungen des Bundes verpflichtende Einführung der E-Akte erfolgt stiftungsweit unter Organisation eines am Geheimen Staatsarchiv angesiedelten Projektteams. Nachdem die E-Akte im Geheimen Staatsarchiv bereits im Jahr 2022 flächendeckend ausgerollt wurde, wird die Mehrzahl der Mitarbeiter*innen in den anderen SPK-Einrichtungen im kommenden Jahr die Arbeit mit der E-Akte aufnehmen.

Ibero-Amerikanisches Institut (IAI)

Die Aktivitäten des Ibero-Amerikanischen Instituts (IAI) sind – nicht zuletzt dank der inzwischen etablierten digitalen Durchführungsmöglichkeiten – noch internationaler geworden. Im Rahmen von virtuellen Vortrags- und Gesprächsformaten sowie mehreren hybrid veranstalteten Tagungen und Workshops konnten Wissenschaftler*innen im IAI und zugleich von anderen Orten aus (vor allem aus Lateinamerika) zusammenkommen: u.a. bei der Tagung „Lyra minima: Cancioneros y poesía popular entre continentes“, die mit Partnern in Mexiko und Argentinien ausgerichtet wurde oder bei einem interdisziplinären Workshop zu einer neuen Studie des IAI und der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerikaforschung zu „Stand und Perspektiven der Lateinamerika- und Karibikforschung“. Diese digitalen Möglichkeiten sind umso wertvoller, als sie Wissenstransfer, Diversität und Internationalisierung stärken, die die Arbeit des IAI maßgeblich prägen, sowie auch die Zugänglichkeit der Bestände und Forschungen am Institut und den Dialog mit Kooperationspartnern, Wissenschaftler*innen und Publikum jenseits geographischer Distanzen.

Auch 2023 stehen Diversität und Internationalisierung im Fokus zahlreicher Veranstaltungen und Kooperationsprojekte. So wird die erfolgreiche Vortragsreihe „Diversity/Medialities“ fortgesetzt, die sich im Rahmen des Verbundprojekts Mecila – Maria Sibylla Merian Centre Conviviality-Inequality in Latin America im Austausch mit Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen den vielfältigen Formen der Wissensproduktion und Zirkulation marginalisierter Stimmen aus Lateinamerika widmet. Das IAI übernimmt 2023 zudem die zwischen den deutschen Partnerinstitutionen von Mecila rotierende Directorship des Projekts am Hauptsitz in São Paulo, Brasilien.

Als Ergebnis einer besonderen Kooperation innerhalb der SPK wird im Februar 2023 ein von IAI und Staatlichem Institut für Musikforschung (SIM) herausgegebener Band zur Sammlung Gerard Borras vorgestellt. Beide Institute arbeiten gemeinsam an der Erschließung und Digitalisierung einer 2018 vom IAI erworbenen Sammlung des Musikethnologen, die vielfältige Materialien aus dem Musikleben Perus des frühen 20. Jahrhunderts umfasst.

Staatsbibliothek zu Berlin (SBB)

Seit Juli 2022 ist die Staatsbibliothek um ein Highlight reicher: Das Stabi Kulturwerk öffnete die Türen und bietet auf 1000m² kostenfreien Einblick in die Sammlungen der Bibliothek. Von Flugblättern über Globen und Daguerreotypien bis hin zur Gutenberg-Bibel, der Besuch lohnt sich und aktuell zeigt die Sonderausstellung „Manuscripta americana – Den Azteken auf der Spur“ ergänzend indigene Bilderhandschriften der frühen Kolonialzeit Mexikos.

Anfang Oktober verlegte Gunter Demnig außerdem neun Stolpersteine vor der Staatsbibliothek Unter den Linden. Damit gedenkt das heutige Kollegium ehemaligen Kolleg*innen, die während des Nationalsozialismus systematisch entrechtet und verfolgt wurden.
Der Benutzungsbetrieb der Bibliothek stand 2022 ganz unter dem Zeichen „Öffnung nach außen“: So trat im März zum ersten Mal der Nutzendenrat zusammen, seit Mai öffnen beide Häuser der Bibliotheken auch sonntags, die Aufenthaltsqualität besonders im Haus Unter den Linden wuchs durch die neue verpachtete und gestaltete Cafeteria und seit Dezember gilt eine liberalere Hausordnung.  

Ins Jahr 2023 startet die Staatsbibliothek gleich Anfang Januar mit einer großen Verbesserung für die Nutzenden der Bibliothek: Das zentrale Suchwerkzeug erhält eine Rundumerneuerung. In Zukunft gibt es einen zentralen Einstieg für die Literaturrecherche, der auf einer Open-Source-Entwicklung basiert und kontinuierlich verbessert wird.

Auch als Veranstaltungsort wird sich die Staatsbibliothek 2023 weiterhin einen Namen machen. Den Anfang macht dabei die Filmvorführung des Stummfilmklassikers „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich Wilhelm Murnau am 13. Januar 2023 in der Potsdamer Straße, die von einem Vortrag zum Stoff selbst eingeleitet wird.

Und last but not least verspricht das neue Jahr bibliotheksintern spannend und vor allem zukunftsweisend zu werden: Die Strategie Stabi 2030 wird auf den Weg gebracht.

Staatliches Institut für Musikforschung mit Musikinstrumenten-Museum (SIM mit MiM)

Im Jahr 2022 startete die Reihe zur „Geschichte der musikalischen Interpretation im 19. und 20. Jahrhundert“ mit drei Veranstaltungen zu den Themen „Stimme und Gesang“, „Artikulation, Dynamik und Agogik“ sowie „Retuschen“.  Die Reihe wird 2023 fortgesetzt und der dazugehörige Band wird im Januar erscheinen. Die Wiederaufführung der Ersten Sinfonie von Rued Langaard nach mehr als 100 Jahren in der Berliner Philharmonie flankierten Kurzkonzerte, Einführungsveranstaltungen und eine Ausstellung im Musikinstrumenten-Museum. Das Partiturautograph des Werks gehört zum Bestand der SIM-Bibliothek. Von Mai bis August beschäftigte sich eine Spotlight-Ausstellung zum 200. Todestag des Dichters mit dem Thema „E.T.A. Hoffmann und die Musik“. Ausgehend von Hoffmanns Musikautomaten-Topos schloss sich daran ein international besetztes Symposium zum Spannungsfeld von mechanischer und künstlerisch-individueller Musikproduktion an. Im Schott-Verlag erschien die Veröffentlichung eines englischsprachigen Tagungsbandes zu elektronischen Musikinstrumenten im Sammlungskontext. Als maßgeblicher Akteur gestaltete das SIM die Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung Ende September mit, deren Abschluss ein experimentelles Wandelkonzert zu Beethovens Diabelli-Variationen im MIM bildete. Ende Oktober eröffnete die Spotlight-Ausstellung „Klaviatur – Tastatur – Interface“, die Teil eines Vermittlungsprojekts für blinde, sehbehinderte und sehende Menschen im Musikinstrumenten-Museum und von der Kulturstiftung des Bundes finanziert ist. Unter dem Motto „Sharing Music“ gestaltete das SIM gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern im Juni einen Tag der offenen Tür, der über 2.000 Besucher*innen ins MIM lockte. Ebenso erfolgreich war die Beteiligung an der Langen Nacht der Museen. Mit einer Open-Air-Ausstellung im Philharmonischen Garten beteiligte es sich außerdem an der Veranstaltung „Ein Tag im Grünen. Die unentdeckten Gärten des Kulturforums“.

2023 und 2024 stehen die Aktivitäten des Staatlichen Instituts für Musikforschung unter dem Dachthema „Aufführungsräume der Musik“. Ziel ist, durch abteilungsübergreifende Arbeit eine bessere Sichtbarkeit der vielfältigen Veranstaltungen, Projekte und Publikationen sowie neue Kooperationsmöglichkeiten zu erreichen. Das Jahr startet mit einer Kabinettausstellung zur Mandoline, die den Auftakt des vom Landesmusikrat Berlin-Brandenburg ausgerufenen „Jahr der Mandoline 2023“ bildet. Die Ausstellung „Von Barock bis Bluegrass“ zeigt die unterschiedlichen Formen des Instruments und zeichnet seinen Weg von Italien bis Amerika nach. Anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten György Ligeti findet im Februar der Workshop mit Masterclasses und einer Posterausstellung „Ligeti – Raum – Interpretation“ statt, der sich Fragen der Interpretation seiner Werke widmet. Die Veranstaltung begleitet eine Biennale der Berliner Philharmoniker zur Musik der 1950er und 1960er Jahre. Den 250. Todestag von Johann Joachim Quantz, Flötist und Komponist am Hof Friedrichs II., begeht das Musikinstrumenten-Museum mit einer Sonderausstellung ab September 2023, in deren Zentrum die Flöten aus dem Besitz von Quantz und Friedrich II. aus der Sammlung des MIM stehen. An der Langen Nacht der Museen Ende August wird das Sound and Vision Experience Lab, eine Simulationsumgebung für die optische und akustische Veranschaulichung von Aufführungsräumen für den Besucherverkehr geöffnet.

Staatliche Museen zu Berlin (SMB)

Für die Staatlichen Museen zu Berlin war 2022 wieder einmal mehr ein besonderes Jahr. Die Einschränkungen der Covid-Pandemie wurden erneut gelockert und nach jahrelanger intensiver Arbeit konnten im September die letzten Sammlungsbereiche des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst im Ostflügel des Humboldt Forums eröffnen. Seither werden dort die Schätze Nord-, Mittel- und Südamerikas sowie der zweite Teil der Sammlungspräsentationen zu Asien und Afrika präsentiert. Große Teile der Ausstellung wurden in enger Zusammenarbeit mit internationalen Partner*innen und Communities konzipiert. Weitere internationale Kooperationen – zuletzt auch die Rückgaben der ersten Benin-Bronzen – weisen den Weg in eine spannende Zukunft der globalen Sammlungen.

Auch das Ausstellungsprogramm an den anderen Standorten der Staatlichen Museen zu Berlin wartete mit zahlreichen Highlights auf: „Gerhard Richter. Künstlerbücher“ oder „Barbara Kruger. Bitte Lachen / please cry“ lockten in die Neue Nationalgalerie, die Alte Nationalgalerie zeigte „Paul Gaugin. Why Are You Angry?“ sowie eine umfassende Ausstellung zum Berliner Klassiker Johann Gottfried Schadow und im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart gastierte erstmals die Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. Im Neuen Museum widmete sich das Museum für Vor- und Frühgeschichte in einer umfassenden Schau dem Leben des Archäologie-Pioniers Heinrich Schliemann, das Museum Europäischer Kulturen lud mit seinen diesjährigen Europäischen Kulturtagen nach Schottland ein und die Gemäldegalerie präsentiert bis Januar die spektakuläre Ausstellung „Donatello. Erfinder der Renaissance“.

Auch außerhalb ihrer Ausstellungstätigkeit haben die Staatlichen Museen zu Berlin wegweisende Projekte auf den Weg gebracht: Während die Sammlung des Museum Berggruen auf Reisen geht, wird das Gebäude in Charlottenburg saniert. Auch im Pergamonmuseum wird gearbeitet und die monumentale Mschatta-Fassade des Museums für Islamische Kunst grundlegend restauriert.

Leider wurde das Jahr auch von negativen Ereignissen überschattet. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat nicht nur das Land ins Chaos gestürzt – auch in der Forschung und in den Museen blieb das Geschehen nicht folgenlos. Zahlreiche Forschungskooperationen zwischen den Staatlichen Museen zu Berlin und russischen Partnerorganisationen, insbesondere auf dem Gebiet der Altertumsforschung, mussten abgebrochen werden. Dankenswerterweise fanden mehrere geflüchtete Menschen aus der Ukraine dank kurzfristiger Stipendien in den Sammlungen und Museen eine Bleibe und die Möglichkeit, an Forschungs- und Vermittlungsprojekten weiterzuarbeiten.

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