Zauber des Anfangs: Josephine Hein

News vom 23.03.2021

Josephine Hein ist seit November 2020 Volontärin in der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, wo sie 2019 bereits als Praktikantin tätig war. Während ihres Studiums der Kunstgeschichte, Geschichte und Museologie in München, Paris und Heidelberg arbeitete die gebürtige Frankfurterin unter anderem im Espace Louis Vuitton, als Messeassistenz und im Auktionshaus Grisebach. Von Wiedersehen mit alten Freund*innen, der Museumsarbeit hinter den Kulissen und spannenden Zukunftsprojekten erzählt sie hier.

Porträt einer Frau
© Privat

„Als Wissenschaftliche Museumsassistenz in Fortbildung – kurz Volontärin – unterstütze ich meine Kolleg*innen in der Alten Nationalgalerie in der inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung der Ausstellungsvorhaben. Da wir nur ein relativ kleines Team aus Kurator*innen sind, kann ich dabei an allen Prozessen teilhaben, seien es Pressetexte, Katalogplanung oder die inhaltliche Recherche von Ausstellungsstücken. Ich unterstütze generell hier und da, eben wo gerade etwas anfällt.

Aktuell arbeiten wir an zwei interessanten Ausstellungsprojekten: Im Juni eröffnen wir in Zusammenarbeit mit der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen eine Ausstellung zu dem berühmten französischen Meister Paul Gauguin. Des Weiteren planen wir für Oktober eine Schau zu dem relativ unbekannten Maler Johann Erdmann Hummel. Hier habe ich das Glück, mit der erfahrenen Kuratorin Birgit Verwiebe zusammenzuarbeiten und erstelle mit ihrer fachkundigen Hilfe ein Werkverzeichnis der Gemälde des Künstlers für den Katalog zur Ausstellung.

Neben inhaltlichen und wissenschaftlich relevanten Aufgaben gehört natürlich auch die Organisation dazu, also E-Mails schreiben, Anfragen beantworten, Verwaltungsangelegenheiten, aber auch das bereitet mir Freude. Anders als Außenstehende vielleicht vermuten, geht es im Museum sehr dynamisch zu. Auch wenn Ausstellungen mitunter mit 3 Jahren Vorlauf vorbereitet werden, heißt das nicht, dass man langsam darauf hinarbeitet.

Es begeistert mich sehr, wie stark ich an allen Prozessen bei uns im Haus beteiligt werde. Jeden Tag lerne ich dazu. Diese inhaltliche und gleichzeitig praktische Arbeit in der Kunstgeschichte ist das, was mir Freude macht und was ich mir auch für meine weitere berufliche Zukunft wünsche.

Durch meine Spezialisierung auf die Kunst des 19. Jahrhunderts und mein zweimonatiges Praktikum in der Alten Nationalgalerie 2019 kenne ich die Sammlung bereits sehr gut und bin bei meiner Rückkehr vielen Lieblingsstücken wiederbegegnet. Dazu gehört das Balkonzimmer von Adolph von Menzel, dessen Atmosphäre mich bei jeder Betrachtung ergreift, aber auch Anton von Werners Etappenquartier mit seiner starken erzählerischen Qualität. Zuletzt näher beschäftigt habe ich mich mit Karl Friedrich Schinkels Mittelalterlicher Stadt an einem Fluss. In seiner Darstellung eines fantastischen in die Höhe strebenden Doms richtet der Künstler seinen Blick einerseits in die Vergangenheit und andererseits hoffnungsvoll in die Zukunft. Der gotische Stil kann hier als Wunschbild und Denkfigur der Moderne gesehen werden.

Besonders glücklich gemacht hat mich auch der herzliche Empfang meiner Kolleg*innen in der Alten Nationalgalerie. Es war ein freudiges Wiedersehen mit den Mitarbeiter*innen und hat sich ein bisschen angefühlt, als würde ich „zu Freund*innen“ zurückkehren. Und so traurig es ist, dass unsere Häuser so lange geschlossen hatten: In den ersten Tagen meines Volontariats habe ich es sehr genossen, durch die leeren Ausstellungsräume zu streifen, die Sammlung besser kennenzulernen und die inzwischen abgebaute Ausstellung „Dekadenz und dunkle Träume“ in einer dem Thema angemessenen – etwas unheimlichen – Stille intensiv anzusehen. Aber jetzt freue ich mich, dass das Publikum auf die Museumsinsel zurückkehrt und wünsche mir sehr, dass bald wieder mehr persönliche Begegnungen möglich sind! Auch das Netzwerk von rund 30 Volontär*innen in der SPK ist einzigartig und verspricht einen so vielseitigen Austausch. Wir treffen uns zwar regelmäßig „digital“, aber beispielsweise der gemeinsame Besuch einer Ausstellungseröffnung fehlt einfach!“

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