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Dioskuren: Der geschenkte Tag im Neuen Museum
News vom 12.02.2025
Im Rahmen des 200. Jubiläums der Museumsinsel Berlin präsentiert der deutsch-britische Künstler Michael Müller das Projekt Dioskuren

Im Rahmen des 200. Jubiläums der Museumsinsel Berlin präsentiert der deutsch-britische Künstler Michael Müller das Projekt Dioskuren: Der geschenkte Tag im Neuen Museum. Die Ausstellung verbindet mythologische Erzählungen, abstrakte Malerei, Performance und Architektur in einem Dialog über Zeit, Sterblichkeit und die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Ab dem 11. April 2025 schafft Müllers großformatiges und raumfüllendes malerisches Werk Der geschenkte Tag in einer eigens geschaffenen Erweiterung einen Dialog zwischen zeitgenössischer Kunst, archäologischen Sammlungen und der Geschichte des Gebäudes. Zum Auftakt der Ausstellung werden am Eröffnungswochenende dem 12. und 13. April mehrere Artist Talks und Führungen durch Kuratorinnen und Kuratoren angeboten.
Die Ausstellung schließt die den Zeitläufen geschuldeten Risse in der Gestaltung des Neuen Museums: Ursprünglich wurde die Treppenhalle von gigantischen Skulpturen, die die Dioskuren Kastor und Polydeukes aus der griechischen Mythologie zeigten, dominiert. Unwiederbringlich im Krieg zerstört, wird deren Geschichte nun zum inhaltlichen Fundament von Müllers Auseinandersetzung mit Zeit, Geschichte, narratologischen Strukturen, Göttern und Liebe in der zeitgenössischen abstrakten Malerei.
Noch heute prägen die Dioskuren das Erscheinungsbild der Museumsinsel Berlin, wenn man sich ihr durch den Lustgarten kommend nähert: Gigantisch und in sehr bewegter Pose ringen Kastor und Polydeukes mit ihren Rössern auf dem Dach des Alten Museums. Bis zu ihrer Zerstörung im zweiten Weltkrieg prägten Bildnisse der Dioskuren auch die zentrale Treppenhalle des Neuen Museums: Auf dem Treppenabsatz standen zwei monumentale, 5,50 Meter hohe Abgüsse der ungleichen Zwillinge Kastor und Polydeukes, die von der Piazza di Monte Cavallo vor dem Quirinalspalast in Rom stammten.
Im Zentrum von Michael Müllers raumgreifender malerischer Arbeit Der geschenkte Tag (2021/22), die erstmals 2022/23 im Frankfurter Städel Museum zu sehen war, steht der Mythos der beiden Dioskuren. Das unzertrennliche Zwillingspaar – in einer Nacht von verschiedenen Vätern als Söhne der Leda gezeugt – wird mit dem Tod des sterblichen Kastors im Kampf auseinandergerissen. Der göttliche Polydeukes bittet seinen Vater Zeus, er möge ihm die Unsterblichkeit nehmen, um mit Kastor im Hades, dem Reich der Toten, wieder vereint sein zu können. Von der Liebe der Zwillinge gerührt, schenkt Zeus den Dioskuren die Möglichkeit, fortan gemeinsam jeweils abwechselnd einen Tag im Reich der Toten und einen Tag auf dem Olymp unter den Göttern zu verbringen – täglich geboren zu werden und zu sterben.
Für die Berliner Präsentation wurde das monumentale Werk eigens erweitert und nimmt Bezug auf die Architektur des Ausstellungsortes, in die es sich einfügt. Wie ein Fries umspannt es den gesamten Innenraum der Treppenhalle des Neuen Museums. Die Leinwände, die sich nahtlos aneinanderreihen, messen im Zusammenspiel etwa 86 auf 6 Meter. Unter den Erweiterungen finden sich sechs von Malerei umspannte Portale. Durch jeweils zwei von ihnen auf der Nord- und Südseite der Treppenhalle treten die Besucherinnen und Besucher mit Blick auf zeitgenössische Kunst in die Schausäle des Museums und können die Sammlungspräsentation im Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit neu erleben. Zwei weitere Portale sind vom Künstler visuell in die Malerei integriert und eröffnen den Blick auf das Transzendente: Ein Portal, das in den Hades führt und als Bild im Bild auf Michael Müllers umfangreicher Gemäldeserie Hades (2022) beruht, und ein Portal, das direkt auf den Olymp führt und sich abstrakt mit der Frage nach dem menschlichen Glauben (an Götter und Unsterblichkeit) befasst.
Am Eröffnungswochenende haben Besucherinnen und Besucher die einmalige Gelegenheit in Künstlergesprächen mit Michael Müller mehr über die Entstehungsgeschichte des monumentalen Werkes und die künstlerische Inspiration zu erfahren. Darüber hinaus bieten Kuratorinnen und Kuratoren im Neuen Museum verschiedene Kurzführungen zu Objekten an, die im Rahmen der Sonderausstellung präsentiert werden und sich thematisch auf die Legende von Kastor und Polydeukes beziehen. Zum Auftakt der Jubiläumsfeier zum 200-jährigen Bestehen der Museumsinsel Berlin ist das Kunstwerk am 31. Mai Inspiration für das Konzert „Dioskuren“. Unter der Leitung von Radoslaw Pallarz wird das Ensemble MEMO-RIA TENERE die Geschichte der beiden ungleichen Zwillingsbrüder erzählen und das Kunstwerk musikalisch interpretieren.
Diese Ausstellung des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung – Staatliche Museen zu Berlin wird in Zusammenarbeit mit der Alien Athena Foundation for Art und Philipp Bollmann konzipiert und organisiert.