Schädel des Mangi Meli nicht in SPK-Sammlung

News vom 20.09.2019

Die genetischen Untersuchungen an sechs Schädeln aus der Sammlung des Museums für Vor- und Frühgeschichte sind abgeschlossen. Sie erbrachten keine Übereinstimmung mit der DNA von Mangi Meli.

Mangi Meli (1866-1900) wurde von deutschen Kolonialherren im damaligen „Deutsch-Ostafrika“ hingerichtet. Er war seit 1891 Chief der Chagga von Moshi, die in der Region um den Kilimandscharo lebten. Mangi Meli kämpfte gegen die deutsche Kolonialmacht, bis er in Moshi festgenommen und am 2. März 1900 gehängt wurde. Es wird häufig vermutet, dass sein Schädel nach der Hinrichtung nach Deutschland verbracht wurde. Der Enkel von Mangi Meli, der eine Stiftung zur Suche nach dem Schädel gegründet hat, wandte sich 2016 an die SPK. Er bat darum, zu prüfen, ob sich der Schädel in der Sammlung menschlicher Überreste befand, die die SPK einige Jahre zuvor von der Charité übernommen hatte.

Insgesamt wurden sechs Schädel untersucht, für die die Möglichkeit bestand, dass einer von ihnen der Schädel von Mangi Meli sei. Die Wahrscheinlichkeit dafür war jedoch bereits zuvor anhand der Aktenlage als relativ gering eingestuft worden. Die sechs untersuchten Schädel waren die einzigen, die aufgrund der geographischen Zuordnung und des Sammlungszeitpunktes noch in Frage kommen konnten. Um jeden Zweifel auszuschließen, beauftragte die SPK das Institut für Historische Anthropologie und Humanökologie der Georg-August-Universität Göttingen mit einem DNA-Abgleich. In diesem Kontext wurde gleichzeitig auch überprüft, ob die Schädel einem von zwei weiteren Männern, die mit Mangi Meli hingerichtet wurden zuzuordnen, wären: Lobulu Matinda Kaaya (Chief der Meru des Dorfes Kimudo) und Sindato Kiutesiha Kiwelu (Angehöriger der Chagga). Auch sie gehörten zu den insgesamt 19 Männern, die von Hauptmann Kurt Johannes (1864-1913),dem Stationschef von Moshi und Befehlshaber der dort stationierten sogenannten Schutztruppe, zum Tode verurteilt und am 2. März 1900 in Old Moshi hingerichtet wurden. Der Überlieferung nach wurden sie enthauptet und die Schädel nach Deutschland gesandt. Auch für diese DNA-Proben wurde eine Übereinstimmung mit den Schädeln im Museum für Vor-und Frühgeschichte ausgeschlossen.

Die untersuchten Schädel gehören zu der Sammlung menschlicher Überreste, die die SPK 2011 von der Charité übernommen hatte. Es handelt sich um rund 5500 Schädel, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert von dem Mediziner und Anthropologen Felix von Luschan zu Forschungszwecken zusammengetragen wurden. Sie werden nun im Museum für Vor- und Frühgeschichte verwahrt und wissenschaftlich betreut. Seit Oktober 2017 läuft ein von der Gerda Henkel Stiftung gefördertes Projekt zur Untersuchung der Provenienz von rund 1000 Schädeln aus der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Dabei wurden zunächst die größtenteils verlorene Primärdokumentation zur Sammlung und die weltweit verstreuten Quellen zu dem Bestand ausgewertet. Darüber hinaus arbeiten die Wissenschaftler mit Kollegen aus den Herkunftsländern zusammen. In ihre Forschungen beziehen sie unter anderem auch mündliche Überlieferungen mit ein. Bei der Aufarbeitung der Sammlung wurde gezielt zudem nach dem Schädel Mangi Melis gesucht. Das Projekt wird im Winter 2019 abgeschlossen.

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