Richtfest Neues Museum: Einblick in die „Werkstatt“ des Wiederaufbaus

Pressemitteilung vom 21.09.2007

Das heutige Richtfest und die drei anschließenden Tage der Offenen Tür bieten der Öffentlichkeit die Gelegenheit, sich einen Eindruck vom Stand der seit vier Jahren laufenden Bau- und Restaurierungsarbeiten im kriegsbeschädigten Neuen Museum zu machen. Als eines der fünf Häuser auf der Museumsinsel zählt es seit 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe und wird ab 2009 das Ägyptische Museum, das Museum für Vor- und Frühgeschichte und die „Bibliothek der Antike“ beherbergen. Beides, die Behandlung des Hauses als Denkmal und Meisterwerk von Schinkels Schüler Friedrich August Stüler und die Herstellung eines den heutigen Anforderungen entsprechenden Museums für erstklassische archäologische Sammlungen, bestimmt das Konzept des Wiederaufbaus.

Das Besondere an diesem Gebäude ist die Überlieferung bis in unsere Tage als Ruine des Zweiten Weltkriegs und die extrem unterschiedlichen Zustände der Erhaltung: Einige Ge­bäudeteile sind komplett zerstört, in anderen Räumen hingegen sind sogar die Wandmale­reien in wesentlichen Teilen erhalten. Den Arbeiten für die Wiederinstandsetzung des Muse­ums liegt ein einheitliches Konzept zugrunde, das dann je nach Erhaltungszustand zu ver­schiedenen Lösungen führt. Das Konzept folgt der Maxime, historisch ehrlich zu sein: Aus Respekt vor den originalen Teilen werden die neu zu ergänzenden Teile nicht scheinecht nachgebildet. Das Neue entsteht in der Architektursprache unserer Tage nach den Vorga­ben des Alten. Es fügt sich mit dem Ziel eines harmonischen Gesamtbildes in das Vorhan­dene ein, die Unterschiede bleiben erkennbar. Das ist Denkmalpflege im besten Sinne: Nicht das verloren Gegangene, das einmal schön war, wieder herstellen, sondern den Bau in sei­ner Geschichtlichkeit erfahrbar machen. Diese Leitlinie entspricht insbesondere auch den Maßgaben der Unesco für die Stätten des Weltkulturerbes.

Die Museumsinsel vereint Meisterwerke der Museumsarchitektur. Ihre besondere Qualität liegt auch in der architektonischen Vielfalt dieses sich auf knapp einem Quadratkilometer erstreckenden Ensembles. Jedes der fünf historischen Gebäude, die im Zeitraum von 1830 bis 1930 entstanden sind, folgt der spezifischen architektonischen Sprache seiner Zeit und fügt sich mit dem Bestehenden zu einer neuen Einheit. Dieses Prinzip wird nun auch geltend gemacht für die verloren gegangenen und neu zu errichtenden Elemente des Neuen Muse­ums: insbesondere das Treppenhaus, der nordwestliche Flügel und der Südostquadrant. Entscheidend ist, dass dabei die Struktur und der Rhythmus des Alten die Maßgabe ist und das Neue als Kontinuum des Alten entsteht. So greift beispielsweise das neue Treppenhaus die Kubatur, den Treppenlauf und die Proportionen der Stülerschen Komposition auf.

Besonderer Sorgfalt unterliegen die Sicherung und Restaurierung der reichhaltigen und far­benprächtigen Wandmalereien. Sie verdeutlichten bei Eröffnung des Hauses die gegenüber dem klassisch geprägten Alten Museum so neuartige Museumskonzeption Stülers: Es ent­standen Erlebnisräume, hier sollte der Besucher eintauchen in die Welt der fernen Kulturen, deren Zeugnisse in enzyklopädischer Vielfalt ausgestellt waren (Ethnografica, prähistorische Exponate, Denkmäler der alten Ägypter). Die konzeptionell und handwerklich fein aus­tarierte Restaurierung der teilweise noch erhaltenen Wanddekorationen erfolgt unter der Leitung von David Chipperfield und Julian Harrap. Das Konzept und die einzelnen Maßnah­men zum Wiederaufbau entsprechen der Charta von Venedig und sind mit allen Fachgre­mien abgestimmt, vor allem denen der Denkmalpflege: mit der Obersten Denkmalbehörde des Landes Berlin, dem Landesdenkmalrat und ICOMOS.

Das Neue Museum wurde von 1843 bis 1859 als zweites Haus auf der Museumsinsel nach Plänen von Friedrich August Stüler errichtet. Dabei kamen neue technische Errungenschaf­ten zum Einsatz (vorgefertigte eiserne Tragkonstruktionen, Dampfkraft). Bis 1866 wurde das Gebäude mit Wandmalereien reich dekoriert, so im heute zerstörten Treppenhaus mit Male­reien von Wilhelm Kaulbach. 1943 und 1945 zerstörten Bombeneinschläge Teile des Hau­ses. Erst in den späten achtziger Jahren unternahm die DDR erste Sicherungsmaßnahmen und Planungen zur Wiederherstellung. Ein 1993 ausge­schriebener internationaler Wettbe­werb zum Wiederaufbau ergab kein befriedigendes Er­gebnis. Aus dem zweiten Wettbewerb (Gutachterverfahren) von 1997 ging David Chipper­field als Sieger hervor und wurde mit der Planung beauftragt. Die Planungen sind wesentli­cher Bestandteil des 1999 verabschiedeten Masterplans Museumsinsel. Rund 60 der insge­samt 233 Mio. Euro umfassenden Kosten des Wiederaufbaus fließen in die aufwändige Restaurierung. Die Wiedereröffnung des Hau­ses ist für 2009 geplant.

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