Zauber des Anfangs: Christina Thomson, Kunstbibliothek
News vom 19.09.2017
Seit Juni 2017 leitet Christina Thomson die Sammlung Grafikdesign der Kunstbibliothek. Damit kehrt sie zurück zu den Anfängen - hier war schließlich ihre erste Station in den Staatlichen Museen zu Berlin, danach war sie lange freie Mitarbeiterin an der Nationalgalerie und später federführend in dem wohl größten Provenienzforschungsprojekt der SPK zur „Galerie des 20. Jahrhunderts“. Wir haben Frau Thomson gefragt, ob sie in den ersten Tagen im „preußischen Dienst“ schon ein Lieblingsstück gefunden hat und was ihr bei ihren Streifzügen durch die Sammlung durch den Kopf geht.
„Mein Lieblingsstück ist kaum zu übersehen, weil es auch das größte Stück in der Sammlung ist: Das Riesenplakat von Boris Bilinsky für den Film „Metropolis“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1927. Es ist 2,5 mal 3 Meter groß. Ich habe ein Faible für Architektonisches und finde dieses Plakat – übrigens das einzige erhaltene Exemplar – wirklich großartig. Allerdings bietet die Sammlung noch viel mehr – sie umfasst schließlich über 250.000 Werke, vor allem Plakate. Meine Aufgaben sind zum einen die klassische Sammlungspflege, das Kustodische, zum anderen das Erarbeiten von Ausstellungen, also das Kuratorische. Wenn ich in den Depots der Sammlung unterwegs bin entdecke ich ständig neue Favoriten. Wie oft denke ich: Jetzt habe ich mein absolutes Lieblingswerk gefunden. Das geht aber dann beim nächsten Streifzug wieder von vorne los.
Ich bin sicher, dass auch jedes neue Projekt wieder neue Lieblingsstücke mit sich bringt. Gerade habe ich die Ausstellung „Radlerei!“ zusammengestellt, da geht es um Fahrradmotive in der Kunstbibliothek, und mich in ein Plakat von Henri Toulouse-Lautrec verliebt, „La chaîne Simpson“ von 1896, ein toller Entwurf mit einer schönen Geschichte.
Wenn man neu einsteigt in eine Sammlung, etwas frisch übernimmt, und so vieles neu entdeckt, hat man täglich neue Ideen, was man machen kann. Ein großes Ausstellungsprojekt, das ich im Kopf habe, ist eine Schau über die Rolle von Reklame und Grafikdesign in der Entwicklung der modernen Kunst. Strategisch in die Zukunft gedacht, wäre es mir wichtig, die internationale aktuelle Szene mit verschiedenem Länderfokus in den Blick zu rücken und damit zeitgenössisch zu bleiben. Wegweisend finde ich auch die neue Tendenz innerhalb der Kunstbibliothek, die Sammlungen ein bisschen mehr zusammenzudenken: dass sie sich öfter gemeinsam präsentieren, wie das jetzt bei der „Radlerei!“ der Fall war.
Apropos zusammenarbeiten: Ich sehe die Kunstbibliothek auch als Akteur am Kulturforum. Dass man an diesem Standort über das eigene Haus hinausdenkt, birgt viel Potential, denn in Zusammenarbeit mit Kupferstichkabinett, Kunstgewerbemuseum oder auch Nationalgalerie können spannende Projekte entstehen. Da lässt sich noch viel rausholen.“