Klaus Helfrich – Übersetzer der Kulturen

News vom 28.02.2017

Prof. Dr. Klaus Helfrich war von 1985 bis 2000 Direktor des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Am 28. Februar 2017 ist er im Alter von 76 Jahren verstorben.

Prof. Dr. Klaus Helfrich, ehemaliger Direktor des Ethnologischen Museums
©Foto: Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin Fotograf/in: Claudia Obrocki

1941 in Köln geboren, studierte er in Bonn, Madrid und Berlin Ethnologie, Vor- und Frühgeschichte, Altamerikanistik und Hispanistik. 1971 promovierte er in Berlin mit einer Arbeit über „Menschenopfer und Tötungsrituale im Kult der Maya“.

Die Kunst der Maya faszinierte ihn ein Leben lang. So forschte er beispielsweise 1970 und 1971 bei den Chol, Chiapas, in Mexiko. 1972 wurde er als Wissenschaftler am Museum angestellt. Neben dem Vizedirektor und damaligen Leiter der Abteilung Südsee, Gerd Koch, war er Mitinitiator des großen interdisziplinären DFG-Forschungsprojektes bei den Eipo in Papua Neuguinea, wohin er 1972 zusammen mit seiner Frau Inés aufbrach. Interdisziplinäre, anthropologische Forschung, heute nichts Ungewöhnliches, hatte damals durchaus Pilotcharakter.

Eine weitere Sammlungs- und Forschungsreise führte ihn 1983 zu den Asmat, ebenfalls in West-Neuguinea. Seine Arbeiten mündeten 1995 in der ersten großen Asmat-Ausstellung in Deutschland, begleitet von einem ausführlichen Katalog, der ebenso wie sein Bestandskatalog „Malanggan, Bildwerke von Neuirland“ (1973) zum Standardwerk wurde.

Klaus Helfrich engagierte sich auch in der Vermittlung seiner kuratorischen Inhalte. Wesentlichen Anteil hatte er bei der Erstellung von Informationsmaterial für die Dauerausstellung Südsee (Eröffnung 1970), die Generationen von Museumsbesuchern im Gedächtnis geblieben ist. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beauftragte ihn anlässlich der 500-Jahrfeier der Amerika-Entdeckung durch Kolumbus mit der Leitung der großen Ausstellung „Neue Welten – Neue Wirklichkeiten. Amerika 1492-1992.“ im Martin-Gropius-Bau.

1985 wurde er zum Direktor der heute größten europäischen Sammlung außereuropäischer Kunst und Kultur ernannt. Im Jahr 2000 benannte er sie programmatisch in Ethnologisches Museum um. In seiner Rolle als Direktor oblag ihm die Strukturreform des Ethnologischen Museums. Zudem wirkte er in der Strukturkommission der Staatlichen Museen zu Berlin mit.

Trotz seiner regional weit gestreuten ethnologischen Arbeiten und Interessen, die er immer mit genauer wissenschaftlicher Akribie zu belegen suchte, hatte er als Direktor zuallererst das ganze Museum mit seinen großen und unterschiedlichen Sammlungen im Blick. Die Idee vom Umzug der außereuropäischen Sammlungen ins Humboldt Forum in der Mitte Berlins wurde ganz am Ende seiner Amtszeit geboren und faszinierte ihn sehr. Die Realisierung dieses Projektes, in dem er vor allem eine Chance sah, die hervorragenden Sammlungen „seines Hauses“ wieder einem breiten Publikum präsentieren zu können, durfte er leider nicht mehr miterleben.

Bis zu seinem Ruhestand war er Mitherausgeber der traditionsreichen Museumszeitschrift Baessler-Archiv. Nach seinem Abschied vom Museum im Jahr 2000 recherchierte er die Geschichte der spanischen Seefahrer im pazifischen Raum in Madrider Archiven und bereitete sein Opus zur Publikation vor.

Seine subtile Ironie, sein nie versiegender absoluter Einsatz für „sein Haus“ und seine Mitarbeiter/innen, gepaart mit Ernsthaftigkeit und Zugänglichkeit, bildeten eine direktorale Persönlichkeit, die großen Respekt, aber auch Motivation und Liebenswürdigkeit verbreitete.

Das Kollegium des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin gedenkt seiner in Dankbarkeit. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird sein Andenken in großen Ehren halten.

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Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin

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