Humboldt Lab Finale: Experimentierfeld als Zukunftsmodell

News vom 16.10.2015

Das Humboldt Lab entwickelte Ausstellungsformate für das spätere Humboldt-Forum. Am 18. Oktober 2015 schloss sich offiziell der Vorhang. Martin Heller, Mitglied der Lab-Leitung, spricht im Interview darüber, warum das Experimentieren weitergehen muss.

Martin Heller, Koordinator im Humboldt Lab Dahlem
Martin Heller © SPK / Foto: Sebastian Bolesch

In den vergangenen Jahren hat das Lab 30 höchst unterschiedliche Projekte umgesetzt. Was würden Sie anders machen, wenn Sie von vorn beginnen könnten? Was würden Sie genau so lassen?

Am wichtigsten: Auch bei einem nächsten Lab würde ich darauf bestehen, konzeptuelle und praktische Arbeit programmatisch zu verschränken. Erst die konkreten, materiellen Projekte haben die Planung der Museen in neue Bahnen gelenkt. Ebenso war es richtig, das konkrete Programm nicht von Beginn an festzulegen, sondern nach und nach, behutsam und tastend, aber dennoch mit jeweils raschen Entscheidungen. Denn erst im Verlauf des Projekts erkannten wir die genauen Bedürfnisse und Möglichkeiten der Beteiligten. Stärker einbeziehen würde ich von Anfang an die verantwortlichen Ausstellungsgestalter für das Humboldt-Forum – die standen so sehr unter Druck durch die eigene Planungsarbeit und durch ihre knappen finanziellen Ressourcen, dass der produktive Austausch mit Ihnen zu kurz kam. Da müsste man andere Wege auftun.

Sie resümieren die Projekte im Buch "Prinzip Labor". Wie stellen Sie sich ihren Wunschleser vor und welcher "aha"-Effekt sollte sich nach der Lektüre einstellen?

Das Buch soll deutlich machen, dass ein Projekt wie das Humboldt Lab Dahlem übertragbar ist – als Modell, als Prinzip. Übertragbar auf andere Museen, andere Einrichtungen, andere Vorhaben. Überall da, wo nach Neuem gesucht wird und der Weg dahin lang und steinig ist, könnte ein Labor als Bewegungs- und Experimentierraum nützlich sein. Wer sich mit solchen Herausforderungen konfrontiert sieht, erhält im Buch eine Fülle von Anregungen. Es skizziert aus unterschiedlichen Blickrichtungen, was entstanden ist, was wir gelernt haben und welche Erfahrungen wir weitergeben können. Nicht als Rezept, sondern im Sinne einer praxisbezogenen Diskussion darüber, wie Innovation zustande kommt.

Wie werden die vergangenen Experimente nun für das künftige Humboldt-Forum adaptiert? Gibt es ein Format, das Sie definitiv wieder sehen möchten?

Das Humboldt Lab kann Ergebnisse und Wirkungen auf unterschiedlichen Ebenen vorweisen. Viele davon sind mittlerweile in der Ausstellungsplanung der Museen verankert. Dass der chinesische Architekt Wang Shu, Pritzker-Preisträger, die chinesische Hofkunst inszenieren wird, ist das Resultat unserer Arbeit mit KünstlerInnen im Projekt „Spiel der Throne“. Oder der prominente Klangraum: Zu dessen Konzeption und Bespielung hat das Lab Wesentliches beigetragen.  Entscheidender ist für mich jedoch, dass diejenigen sensibilisiert wurden, die seitens der Museen an dieser Planung beteiligt sind. Deswegen gibt es nicht ein bestimmtes Format, dem ich am Humboldt-Forum wieder begegnen möchte. Spüren möchte ich dort vielmehr das Prinzip des Labors: verantwortungsvolles und offenes Forschen sowie die Neugier und Sehnsucht, mehr zu wollen als das Übliche. Diese Haltung muss weiterleben – getragen von der Leidenschaft, das Ausstellen und Museumsarbeit ständig neu zu bestimmen. Experimentell, ohne Angst vor Rückschlägen und Scheitern – und dafür müssen im Humboldt-Forum die institutionellen Voraussetzungen geschaffen werden.

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