„Unser Angebot ist einfach einmalig!“

News vom 08.02.2017

Die bpk-Bildagentur ist eine Erfolgsgeschichte. Jetzt wird sie zum zentralen Mediendienstleister deutscher Kultureinrichtungen.

Hanns-Peter Frentz, Leiter der bpk Bildagentur vor dem Agentursitz am Märkischen Ufer in Berlin
© Foto: Dietmar Katz

Schon heute finden sich in im Angebot der bpk-Bildagentur Aufnahmen aus vielen Kultureinrichtungen des In- und Auslands. Museen, Bibliotheken und Archive können ihre digitalisierten Schätze über die Agentur weltweit vermarkten. Wir sprachen mit dem Leiter der bpk-Bildagentur, Hanns-Peter Frentz, über die Bilderflut im Netz, seine Vision für das öffentlich-rechtliche Bildportal der Kultureinrichtungen in Deutschland und die großartige Fotosammlung seiner Agentur.

Schon seit einiger Zeit gibt es einen großen Umbruch in der Medienlandschaft. Spüren Sie diesen auch bei der bpk-Bildagentur?

Zu unseren Kunden zählen alle, die hochwertige Bildmotive für Veröffentlichungszwecke oder für Ihre Produktgestaltung benötigen –  also Medien, Wirtschaftsunternehmen, Kultureinrichtungen oder auch Autoren und Designer. Jedes Jahr liefern wir Verlagen noch immer Bilder für weit über 10.000 Bücher. Seit einiger Zeit lässt sich aber beobachten, dass Zeitungsverlage nicht mehr so häufig bei uns Bilder kaufen, da es ihnen wegen sinkender Auflagen und Anzeigenerlöse wirtschaftlich ziemlich schlecht geht. Früher hätte man sich das nicht vorstellen können: Große internationale Leitmedien wie zum Beispiel „Newsweek“ haben ihre Printausgaben komplett eingestellt – die gibt es nun nur noch digital.

Dennoch steigen die Umsätze der bpk-Bildagentur kontinuierlich.

Stimmt, unsere Kunden schätzen das herausragende Angebot der bpk-Bildagentur. Das ist beachtlich, da die Zahl der heutzutage digital vorhandenen Bilder einfach gigantisch ist. Microstock-Agenturen – also Agenturen, die Bilder auf Vorrat über das Internet vertreiben – bieten weltweit zig Millionen Bilder zu Schleuderpreisen an. Auch wir müssen jedes Jahr mehr Bilder verkaufen, nur um den Umsatz halten zu können. Wollen wir ihn steigern, müssen wir auch die Zahl der verkauften Bilder erheblich erhöhen. Dazu passt, dass die Nachfrage nach Bildern in der digitalen Welt ständig steigt.

Worin liegt das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Als Bildportal der Kultureinrichtungen stehen wir in einem harten Wettbewerb. Anders als die Microstock-Agenturen verfolgen wir ein klassisches Agenturgeschäft: Der Preis für unsere Bilder richtet sich nach der Art der Nutzung, der Auflage und dem Verbreitungsgebiet. Wir sind dennoch wettbewerbsfähig, weil unser Angebot einmalig ist: Wir bieten der Wirtschaft einen einfachen Zugang zu den digitalisierten Schätzen der größten und hochkarätigsten Kultureinrichtungen der Welt, deren offizieller Partner wir sind. Anders als auf dem „grauen Markt“ haben unsere Kunden den Vorteil, dass die Bilder qualitativ sehr hochwertig, rechtssicher, von den Kultureinrichtungen autorisiert und auf aktuellstem Stand der Restaurierung der Originalkunstwerke sind. Als besonderen Service können wir anbieten, bei den von uns vertretenen Kultureinrichtungen für unsere Kunden auch Neuaufnahmen von den Werken und Sammlungsgegenständen zu bestellen, von denen bisher noch kein Bild vorliegt. Selbst hochaufgelöste Ausschnittbilder sind vielfach möglich.

Welche Kultureinrichtungen sind Partner der bpk-Bildagentur?

Begonnen haben wir mit den digitalisierten Schätzen der Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Aber es war schnell klar, dass das Angebot der bpk-Bildagentur mehr umfassen muss als die digitalen Bestände der SPK, um weiter am Markt bestehen zu können. Weit über 150 Museen, Bibliotheken und Archive sind mittlerweile unsere Partner und wir wachsen stetig. Zu unseren Partnern zählen beispielsweise die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Réunion des Musées Nationaux-Grand Palais in Paris, die British Library in London oder das Guggenheim Museum in New York. Aber darauf dürfen wir uns natürlich nicht ausruhen.

Was also planen Sie für die Zukunft der bpk-Bildagentur?

Für mich war schon immer „think big“ die Leitlinie. Daher ist es meine Vision, dass wir die hochwertigen Digitalisate aller bedeutenden Kultureinrichtungen in Deutschland in einem gemeinsamen Portal bündeln – unter Leitung der bpk-Bildagentur. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, unter deren Dach die Agentur arbeitet, ist dabei genau der richtige Träger einer solchen Plattform. Sie wird von Bund und Ländern getragen und zu ihr gehören Einrichtungen aller Sparten kultureller Überlieferung, also Museen, Bibliotheken und Archive. Großartig ist, dass nun auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters diese Idee eines gesamtdeutschen Dienstleistungsangebots für die Wirtschaft unterstützt. In enger Abstimmung mit BKM haben wir das Konzept für ein öffentlich-rechtliches Bildportal der Kultureinrichtungen entwickelt.

Wie stellen Sie sich ein solches Portal genau vor, das ja sowohl für Medien und Wirtschaft als auch für Kultureinrichtungen eine ganz besondere Dienstleistung bieten soll?

Zunächst einmal ist die bpk-Bildagentur ja bereits erfolgreich in Betrieb und eine bestens eingeführte Marke. Technisch sind wir auf aktuellstem Stand und bieten schon jetzt einen exzellenten Service. Mit dem Ausbau zu einem öffentlich-rechtlichen Bildportal aller bedeutenden Kultureinrichtungen in Deutschland wollen wir vor allem zwei Säulen weiter stärken: Wir wollen neue Partner gewinnen und damit das Angebot an Fotografien in höchster Qualität zu den Themen Kunst, Kultur und Geschichte weiter ausbauen. Unseren Kunden wollen wir eine noch komfortabler zu bedienende Oberfläche mit zeitgemäßen Online-Bezahlmöglichkeiten anbieten.

Was genau sind die Vorteile eines gemeinsamen Portals?

Das gemeinsame Vertriebsportal der Kultureinrichtungen ist mehr als die Summe der Einzelteile. Gemeinsam können wir viele Aufgaben leichter bewältigen und auch innovativer sein als dies jede Einrichtung für sich allein könnte. Viele Kultureinrichtungen sind mit der Vermarktung ihrer Bilder oft überfordert, weil sie zum Beispiel die marktüblichen Preise nicht kennen. Als Partner der bpk-Bildagentur können sie von unserer langen Erfahrung und funktionierenden Strukturen profitieren. Gemeinsam können wir nicht nur besser kulturellen Content für die Wirtschaft zur Verfügung stellen. Gleichzeitig haben wir auch eine bundesweite Umsetzung für das Gesetz über die Weiterverwendung von Informationen öffentlicher Stellen, kurz IWG, gefunden. Dieses Gesetz verpflichtet Kultureinrichtungen seit 2015, ihren digitalisierten Content für die Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Ein großes Portal ist vor diesem Hintergrund natürlich viel attraktiver für die Wirtschaft, weil wir dort einen schnellen Zugang zu einem sehr breiten Angebot verlässlich hochwertigen kulturellen Contents anbieten.

In welchem Verhältnis steht die bpk-Bildagentur zur immer wieder geäußerten Forderung nach offenen Kulturdaten?

Das passt sich wunderbar ein. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat vor einiger Zeit die Berliner Erklärung zu Open Access unterzeichnet und gleichzeitig eine best practice-Richtlinie veröffentlicht. In dieser best practice-Richtlinie formulieren die SPK und weitere Kultureinrichtungen ihr Selbstverständnis zum Umgang mit digitalisierten Kulturdaten: Für private und für Forschungszwecke sind Kulturdaten frei verwendbar. Sobald die Daten kommerziell genutzt werden sollen, müssen Kultureinrichtungen jedoch beteiligt werden. Es werden so viele Steuergelder investiert, um digitale Inhalte zu erstellen, dass es nur richtig ist, dass der Solidargemeinschaft auch wieder etwas zugutekommt. Um diese Regelung transparent und einfach zu gestalten, nutzt die SPK die Creative Common-Lizenz CC: BY-NC-SA. Diese findet sich beispielsweise an jedem Objekt, das über das Online-Portal der digitalisierten Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin abgerufen werden kann.

Die bpk-Bildagentur unterstützt Kultureinrichtungen also auch dabei, angemessen an den Erträgen ihrer mit viel Aufwand digitalisierten Schätze beteiligt zu werden?

Ja, genau. Und sie ist damit praktisch das Schwesterportal zur Deutschen Digitalen Bibliothek. Während wir die gewerblichen Nutzer bedienen, die ganz hochwertige Daten benötigen, ist die DDB für nicht-kommerzielle Nutzer angelegt – also für Bildung, Wissenschaft und die Information aller Bürger. Diese Trennung ist gut und richtig, denn man kann nicht auf derselben Plattform verschenken und verkaufen.

Stimmt es, dass die bpk-Bildagentur auch eine eigene Sammlung besitzt?

Uns gehört eines der bedeutendsten zeitgeschichtlichen Bildarchive mit analogen Fotografien von 1850 bis 1990. Neben dem Bundesarchiv besitzt die bpk-Bildagentur die größte öffentlich-rechtliche zeitgeschichtliche Fotosammlung in Deutschland. Während das Bundesarchiv in der Regel die Bilder von Fotografen, die in staatlichem Auftrag fotografierten, bewahrt, haben wir die großen Pressefotografen in unserer Sammlung. In dieser Funktion sehen wir uns in der Pflicht, Fotografie als visuelles Kulturerbe langfristig zu bewahren und zugänglich zu machen. Im Speichermagazin Friedrichshagen haben wir auf 2000qm hervorragende Kühlräume für unsere 12 Millionen Originale und eine modern ausgestattete Fotorestaurierungswerkstatt.

Haben die Sammlungen auch einen wissenschaftlichen Wert?

Unbedingt, ja. Die ersten 150 Jahre der Fotografie haben unsere Wahrnehmung der Welt enorm verändert. Mit der Verbreitung der Massenmedien war es plötzlich möglich, Bilder aus Honolulu oder vom Fuji zu veröffentlichen und alle sahen: Das ist die Welt. Es hat lange gedauert bis der analogen Fotografie auch ein künstlerischer Status zugesprochen wurde. Auch für die Geschichtsforschung und die „visual history“ sind Fotografien enorm interessant. Unser Archiv ist eine großartige Quelle für die Forschung. Mit dem Museum für Fotografie der Staatlichen Museen zu Berlin steht uns außerdem ein wunderbarer Ausstellungsraum zur Verfügung.

Gab es in letzter Zeit Neuzugänge im Archiv der bpk-Bildagentur?

Im vergangenen Jahr haben wir das Archiv von Walter Vogel übernommen, einem sehr bekannten deutschen Fotografen. Vogel hat über Jahrzehnte Pina Bausch begleitet und die Düsseldorfer Kunstszene porträtiert. Das berühmte Bild von Beuys mit dem toten Hasen hat Vogel fotografiert. Er hat wunderbare Aufnahmen vom Ruhrgebiet gemacht, als der Pott noch kochte – mit Menschen, den Zechen, dem Rauch, richtige Ikonenbilder. Bereits 2015 haben wir das Archiv der großen Pressefotografin Digne Meller Marcovicz übernommen. Sie hat 20 Jahre für den SPIEGEL gearbeitet. Ihr Nachlass umfasst unzählige Leitzordner mit über 350.000 Negativen – das klassische Ausmaß eines Lebenswerks. Meller Marcovicz hat Politiker, Künstler, Filmemacher, Schauspieler und Philosophen abgelichtet. Jeder Fotograf bekommt – wie im Übrigen auch jede Einrichtung – ein eigenes Portfolio auf der Website der bpk Bildagentur und damit ein weltweit zugängliches attraktives digitales Schaufernster auf sein Werk.

Die Fragen stellte Julia Lerche.

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