Austausch mit indigenen Wissenschaftler*innen aus Mexiko

News vom 19.02.2024

Indigene Wissenschaftler*innen aus Mexiko besuchten im Rahmen eines von der Gerda Henkel-Stiftung geförderten Digitalisierungsprojekts zu indigenen Sprachen das Ibero-Amerikanische Institut (IAI)

Gruppenfoto
Foto: IAI

Die Linguist*innen und indigenen Muttersprachler*innen César Can Canul (UADY), Angel Ucan Dzul (UIMQROO), Margarita Martínez Pérez (UNICACH) und Bor Garcia Paniagua aus Mexiko waren im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts in Deutschland und nahmen an der XXV. Mesoamerikanistik-Tagung teil. Ihren kurzen Aufenthalt nutzen sie auch, um wissenschaftliche Einrichtungen wie das IAI zu besuchen, die auch für Initiativen wie die Internationale UNESCO-Dekade der Indigenen Sprachen 2022-2032 von Relevanz sind.

In dem von Harald Thomaß mit Förderung der Gerda-Henkel-Stiftung und in Kooperation mit Barbara Blaha Pfeiler (UNAM CEPHCIS) und dem Endangered Languages Documentation Programme (ELDP BBAW) koordinierten Projekt „Indigene Stimmen aus Mesoamerika“ werden von verschiedenen Wissenschaftler*innen zwischen ca. 1960-2000 erstellte Sprachaufnahmen digitalisiert. Sie werden in Zusammenarbeit mit Linguist*innen und indigenen Sprecher*innen aufgearbeitet, für Wissenschaft und Sprecher*innen gesichert und zugänglich gemacht. Diese Aufnahmen, häufig auf analogen Tonbändern gelagert, sind durch Materialalterung und allmählichem Verlust der Magnetisierung vom Verfall bedroht.

Die Projektgruppe war am 8. Februar 2024 im IAI, um dort aufbewahrte einmalige Materialien zu indigenen Sprachen zu sichten. Darunter befinden sich auch Nachlässe mit interessanten Bezügen für die vier Sprecher*innen des Yukatekischen Maya, Tsotsil und Lacandon Maya. Ein Beispiel ist der Nachlass des Berliner Altamerikanisten Eduard Seler (1849-1922) mit umfangreichen historischen Aufzeichnungen zu mesoamerikanischen Sprachen zum yukatekischen Maya und zum Tsotsil. Seltene historische Drucke von Grammatiken und Wörterbüchern aus der Privatbibliothek des Altamerikanisten Walter Lehmann (1878-1939) werden in Kürze als hochwertige Digitalisate zur Verfügung gestellt werden, um sie mit noch größerer Reichweite zugänglich zu machen. Dank des Projekts digitalisiert werden konnten Tonbänder zum Tsotsil (Hochland von Chiapas) des Ethnologen Ulrich Köhler (1937-2016). Eine wichtige Sammlung sind die Fotografien der Selva Lacandona aus dem Jahr 1898 von Teobert Maler (1842-1917).

Von besonderem Interesse für Iken Paap (Altamerikanistin, IAI), Ulrike Mühlschlegel (Linguistin, IAI) und für Toni Matzdorf (Sondersammlungen IAI) waren die Ergebnisse aus dem Projekt und wichtige Hinweise der Gruppe, welche Aspekte aus der Perspektive von indigenen Sprecher*innen für die Erhaltung und das Zugänglichmachen von Materialien zu indigenen Sprachen Beachtung finden müssen.

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