Die spanische Sprache im Wandel – Linguistik-Tagung im IAI

News vom 07.08.2023

Vom 24. bis 26. Mai 2023 trafen sich im Ibero-Amerikanischen Institut (IAI) 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Spanien, Deutschland, Norwegen und Tschechien zu einer Tagung mit dem Titel „Sprachpolitik, Sprachideologien und Spracheinstellungen in Spanien und Amerika im 18. und 19. Jahrhundert“ (der Originaltitel war „POLIALEAM“, abgeleitet vom spanischen Projekttitel „Política, ideologías y actitudes lingüísticas en la España y América de los siglos XVIII y XIX“).

Konferenzraum mit Bühne und Leinwand, eine Person spricht zu anderen, die auf Stühlen sitzen
© IAI

Die Tagung war Teil des POLIALEAM-Projekts, das vom spanischen Ministerium für Wissenschaft und Innovation gefördert wird. Unter der Leitung von Manuel Rivas Zancarrón von der Universität Cádiz arbeitet ein internationales Team von Wissenschaftler*innen von zehn Universitäten zusammen. Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen sprachlichem Wandel und den ideologischen Komponenten des Sprechens und Schreibens zu untersuchen. Zu diesem Zweck werden Pressetexte analysiert, um die externen Variablen aufzuspüren, die zu den Einstellungen und Meinungen über Sprache beigetragen haben. Die Kombination wenig bekannter dokumentarischer Quellen mit den verschiedenen soziokulturellen und politischen Variablen, die die Betrachtung des Objekts "Sprache" beeinflussen (staatliche Sprachplanung und -politik; Einführung des Buchdrucks; Unabhängigkeitsprozesse; Kontakt mit dem Spanischen in ein- und zweisprachigen Gebieten; Kontakt der Sprache mit verschiedenen Sprechertypen; Sprachlehrer vs. Grammatiker vs. Sprachakademien; soziales Prestige u.a.) soll zu einer Vereinheitlichung der Kriterien und Methoden in der soziolinguistischen Forschung zum 18. und 19. Jahrhunderts führen und Brücken zu Disziplinen wie der Sprachgeschichte schlagen. Die Tagung stellte den aktuellen Stand der Ergebnisse des Projekts vor. Neben den einzelnen Vorträgen der Teilnehmer*innen umfasste sie zwei abendliche Plenarvorträge, die für ein breiteres Publikum geöffnet waren. Der Eröffnungsvortrag fand im spanischen Kulturinstitut Instituto Cervantes in Berlin statt, das Kooperationspartner war.

Das Ibero-Amerikanische Institut ist seit 2019 Gastgeber für etablierte Wissenschaftler*innen der Philosophischen Fakultät der Universität Cádiz wie auch für Doktorand*innen und Post-Docs, die im Rahmen spanischer Stipendienprogramme nach Berlin kommen. Am IAI untersucht Ulrike Mühlschlegel die Paratexte – also Vorworte, Einleitungen und Widmungen – mesoamerikanischer Grammatiken des 18. Jahrhunderts, wobei der Schwerpunkt auf dem Verhältnis zwischen gesprochener und geschriebener Sprache liegt. Aus den Paratexten wird ein elektronisches Korpus entstehen, das mit Werkzeugen der Digitalen Geisteswissenschaften bearbeitet wird.

Zwei spanische Linguisten von der Universität Cádiz – Manuel Rivas und Julián Sancha – blieben im Rahmen eines Forschungsaufenthalts noch bis Anfang Juli am IAI. Julián Sancha hat währenddessen in den Digitalen Sammlungen des Instituts ein bisher in der Linguistik nicht bekanntes bzw. beschriebenes uruguayisches Wörterbuch entdeckt und arbeitet dazu an einer Publikation.

Die Ergebnisse der Tagung werden im kommenden Jahr in spanischer Sprache sowohl in der renommierten Zeitschrift für romanische Philologie als auch in einem Tagungsband publiziert werden.

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