„Lesenswerte Strategie für alle, die die Staatsbibliothek lieben“

News vom 30.07.2015

Barbara Schneider-Kempf, die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, spricht über die frisch veröffentlichte Strategie des Hauses. In der Strategie sind die inhaltlichen Schwerpunkte und die Entwicklungen der Staatsbibliothek bis 2020 formuliert.

Barbara Schneider-Kempf im Interview
© Staatsbibliothek zu Berlin – PK / Hagen Immel

Weshalb hat die Staatsbibliothek eine Strategie 2015-2020 formuliert und an wen richtet sich diese?

Gegenüber dem Jahr 2005 und sehr viel extremer noch gegenüber dem Jahr 1995 haben wir heute sehr viel weniger frei verfügbares Geld für Bücher, für Personal und den ganz alltäglichen Betrieb. Die Anforderungen an uns steigen aber gleichzeitig immer weiter an: alles soll digital verfügbar sein, überall und toute de suite. Da mussten wir mal innehalten und kritisch an uns herunterblicken und dann wieder hochgucken: Wer sind wir, was wollen wir, was können wir, was müssen wir? Also Standortbestimmung mit Abschütteln alter Hüte und mit frischem Blick auf neue Ziele.

Lesenswert ist die Strategie für alle, die die Staatsbibliothek lieben oder auch noch nicht oder nicht mehr so richtig lieben: für Leserinnen und Leser, für unsere eigenen Leute, für unsere Zuwendungsgeber, so ziemlich für jede und jeden, der sich für uns interessiert. Denn wir haben uns mit unseren Ankündigungen ja ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt und müssen damit rechnen, dass man uns 2020 an dem misst, was wir im Sommer 2015 ins Netz gestellt haben (lacht…).


Woran wird der Bibliotheksnutzer erkennen, dass die Strategie umgesetzt wurde? Woran wird dies der Mitarbeiter erkennen?

Wenn der Laden läuft! Wenn eine Leserin, ein Leser die Bibliothek verlässt – entweder zu Fuß eines unserer drei Häuser oder virtuell unser Web-Angebot, – und dann denkt: „So, alles erledigt. Super, Stabi, Dankeschön!“ Die Einzelheiten sind da ziemlich egal; die Leute müssen spüren, dass wir gerne für sie da sind. Wenn das gelingt, war die Strategie ein Erfolg!

Und genauso läuft das nach innen... Da geht sicher kein Ruck durchs Haus, der wie eine Windböe alle beflügelt. Aber dass die Belegschaft jede Woche und jeden Monat mehr erkennt: Das sind unsere gemeinsamen Ziele, mit denen ich mich auch identifizieren kann, und diese Strategie ist die Ursache, dass ich jeden Tag mit Überzeugung und Freude an der Kundenbetreuung in die Bibliothek komme – ja, das ist auch ein ganz wichtiges Ziel der Strategie: zu einem Konsens gefunden zu haben, was diese Bibliothek für eine Zukunft haben soll und gemeinsam diesen Weg mit neuem Selbstbewusstsein zu gehen.

Im Übrigen: Solch eine Strategie wird nicht über Jahre vorbereitet und dann feierlich enthüllt! Wir haben Dutzende kleine und größere Pläne und Projekte; und die werden teils gleichzeitig und teils nacheinander abgearbeitet. Da wird man immer mal wieder irgendetwas Neues und Verbessertes bemerken und wenn die Leute dann denken: „Aha, die Strategie!“, dann soll’s mir nur recht sein (lacht...).


Ein Handlungsfeld ist das Vernetzen und Vermitteln. Wie planen Sie, den Zugang zu den digitalen Beständen weiterzuentwickeln? Welche Rolle spielen dabei die Sozialen Medien?

Oh, da ist viel möglich! Nun sind uns bei kommerziellen Angeboten natürlich ein wenig die Hände gebunden: Bei digitalen Angeboten privatwirtschaftlicher Verlage legen andere die Spielregeln fest, nicht wir. Aber bei unseren eigenen Digitalisaten explodieren unsere Angebote ja fast! Und Sie haben Recht, Digitalisieren allein reicht heute nicht mehr; Sie müssen diese Millionen an Scans ganz passgenau in die jeweilige Community hinein verbreiten.

Aber wir sind ja Teil der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die sich die eigene aktive Forschung ebenso auf die Fahnen geschrieben hat wie das Eintauchen in die Forschungswelten anderer Einrichtungen. Wir sind ja mittlerweile als außeruniversitärer Forschungspartner schon weithin anerkannt und sind weltweit auf vielen Fachtagungen und Kongressen aktiv mit unseren Sammlungen und unseren materialbasierten Forschungsansätzen vertreten. Und die Sozialen Medien sind als Infokanal natürlich Gold wert. Denn die Zeiten, in denen nur Teenies sich mit Facebook abgaben, sind ja längst vorbei. Facebook und Twitter auch auf Englisch: Das schwebt mir vor, um international die Staatsbibliothek ganz anders via Soziale Netzwerke zu präsentieren!

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