Adolph Menzels „Oberregierungsrath Knerk“ kehrt nach über siebzig Jahren ins Kupferstichkabinett zurück

Pressemitteilung vom 11.03.2019

Porträtskizze sollte bei Grisebach versteigert werden – Nach ersten Hinweisen auf seine Herkunft aus den Staatlichen Museen zu Berlin kontaktierte das Auktionshaus die SPK – Sammler entschloss sich zur Rückgabe

Beim Bildnis des „Geheimen Oberregierungsraths Knerk“ (ca. 1863/1865) handelt es sich um eine Studie zu dem monumentalen Gemälde „Krönung Wilhelms I. in Königsberg“ (1865), das im Potsdamer Neuen Palais ausgestellt ist. Wilhelm I. hatte Adolph Menzel wenige Tage vor der Krönung am 18. Oktober 1861 beauftragt, die Zeremonie in einem Gemälde festzuhalten. Zwischen 1861 und 1865 fertigte Menzel 172 Skizzen und Porträtstudien für das Krönungsbild an. Die Porträts entstanden in einzelnen Sitzungen mit den im Gemälde dargestellten Würdenträgern. Alle Vorstudien zum Krönungsbild wurden im Jahr 1880 durch Nationalgaleriedirektor Max Jordan für die „Sammlung der Zeichnungen“ direkt vom Künstler erworben. Seit der Wiedervereinigung gehören sie zum Bestand des Kupferstichkabinetts. Das Auktionshaus Grisebach, bei dem das Bildnis des „Geheimen Oberregierungsraths Knerk“ versteigert werden sollte, fand im Rahmen seiner Provenienzprüfung Hinweise, dass das Werk ursprünglich zur „Sammlung der Zeichnungen“ gehörte, und nahm daraufhin Kontakt mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf. Nachdem weitere Recherchen des Zentralarchivs der Museen bestätigten, dass es sich um einen Kriegsverlust der Staatlichen Museen zu Berlin handelte, entschloss sich der Eigentümer, das Blatt wieder an die Museen zurückzugeben. 

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte anlässlich der Übergabe des Blattes: „Mit großer Freude habe ich diese wunderbare Skizze entgegennehmen können. Ich danke Christian Dräger sehr für sein Entgegenkommen und seinen Entschluss, das Blatt aus der Versteigerung zurückzuziehen und wieder in die Obhut der Museen zu geben.“

Der Sammler hatte das Blatt 1986 im Kunsthandel erworben. Wie es dorthin gelangte, ist unklar. Im Jahr 1928 hatte die Nationalgalerie es mit weiteren 21 Menzel-Zeichnungen an das Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ausgeliehen, wo es mehrere Jahre einen Sitzungssaal schmückte. Im April 1941 wurde vorgeschlagen, die ausgeliehenen Skizzen „luftschutzmäßig zu bergen“. Ein Vorschlag der offenbar abgelehnt wurde, denn die Zeichnungen finden auf den Auslagerungslisten keinerlei Erwähnung. Was mit ihnen geschah, ist ungewiss. Seit 1945 galt die Skizze des Oberregierungsraths Knerk als Kriegsverlust, wie auch weitere sieben der 1928 an das Kultusministerium ausgeliehenen Blätter Menzels.

Das Bildnis des „Geheimen Oberregierungsraths Knerk“ wird gemeinsam mit rund 100 weiteren Werken Menzels in Aquarell, Pastell und Gouache aus dem eigenen Bestand, ergänzt um ausgesuchte Leihgaben, von Ende September bis Anfang Januar in der Ausstellung „Menzel. Maler auf Papier“ zu sehen sein.

Die Museen, Bibliotheken und Archive, die heute zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehören, erlitten durch den Zweiten Weltkrieg große Verluste. Zahlreiche Werke wurden zerstört, verlagert, oder gestohlen; das Schicksal vieler ist weiterhin unklar. Die Verluste konnten in ihrem Ausmaß lange nicht vollständig erfasst werden. Erst mit der Wiedervereinigung wurden die dafür nötigen Unterlagen zugänglich. Die Staatlichen Museen zu Berlin veröffentlichen seitdem die Reihe „Dokumentation der Verluste“. In zahlreichen Fällen ist bis heute nicht klar, ob die Werke zerstört oder in den Besitz anderer Personen oder Institutionen gelangt sind.

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