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Vernetzung auf der VisitenkarteDie Vielfalt der SPK in einem Portal

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Auf seiner Visitenkarte steht Vernetzung: Felix F. Schäfer betreut seit Sommer 2021 das SPK Lab. Er sammelt auf einer Website digitale Daten der Stiftung, um sie breiter nutzbar zu machen und zeigt dabei durchaus überraschende Verbindungen auf.

Gefördert durch das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz

Noch im März 2022 waren es große Pläne, „einen großen digitalen Wissenskosmos aufbauen“ setzte sich Felix F. Schäfer damals zum Ziel. Jetzt ist er diesem Ziel ein großes Stück näher gekommen: Eine Website, die Informationen zu möglichst vielen digitalen Datenbeständen und Online-Angeboten der SPK vereint. „Uns geht es vor allen Dingen darum, diese Informationen, die uns stiftungsweit vorliegen, zugänglich und sichtbarer zu machen“, sagt Schäfer. „Die Herausforderung liegt dabei definitiv in der Vielfalt und Vielzahl der Angebote und Daten.“ Diese sind nämlich nicht nur über die Websites und Portale der Stiftungseinrichtungen, sondern auch bei externen Projektpartnern und Institutionen wie der Deutschen Digitalen Bibliothek, Europeana oder Google Arts & Culture verortet. Die neue Website bündelt nun viele dieser Formate und ermöglicht einen zusätzlichen Einstieg in die digitalen Welten der Einrichtungen.

Alle Wege führen zu Daten

Die Wege zu diesen Daten sind auf der Seite in vier Hauptkategorien eingeteilt. „Online-Angebote“, „Datensets und Downloads“, „Demos und Anwendungen“ sowie „APIs und Schnittstellen“.  Klickt man auf ersteres, so landet man auf einer Seite, die beispielsweise Fachportale aus den Museen, Kataloge der Staatsbibliothek und Fachinformationsdienste der unterschiedlichsten Anbieter in grafisch aufbereiteten Kacheln auflistet. Diese kann man sich sortieren lassen, unter anderem nach Art des Angebots oder der Institution. „Die Idee dabei ist, für jedes dieser Produkte eine ‚Visitenkarte‘ zu zeigen, auf der man eine Kurzbeschreibung, Schlagworte, Ansprechpartner*innen sowie den Link zum entsprechenden Portal findet“, erklärt Schäfer.

Die Recherche dafür gestaltete sich durchaus detektivisch. Interne Listen von Systemen, die die SPK betreibt, Gespräche mit Kolleg*innen und externen Partner*innen, Internetsuchen und systematisches Durchforsten der verschiedenen Websites. Diese Vorbereitung nahm viel Zeit in Anspruch und ist eine kontinuierliche Daueraufgabe. Auf manche Angebote stößt er mehr durch Zufall oder in einem Nebensatz einer vermeintlich unscheinbaren E-Mail. Schäfer hat vor, die Inhalte sukzessive zu erweitern, zu vervollständigen und zu verbessern, so dass es am Ende weit über 100 Visitenkarten sein werden. Nun geht die Website aber erstmal online.

SPK Lab

Das SPK Lab wird von seinem Initiator Reinhard Altenhöner (stellvertretender Generaldirektor der SBB) geleitet, während es als Querschnittsaufgabe organisatorisch dem Chief Information Officer (CIO), Johann Herzberg, in der Hauptverwaltung der Stiftung zugeordnet ist. Felix F. Schäfer arbeitet seit Sommer 2021 hauptamtlich für das SPK Lab und bringt dabei seine wissenschaftliche Ausbildung als Archäologe als auch seine langjährigen Berufserfahrungen im Bereich Forschungsdaten und Digitalisierung ein.

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Screenshot der neuen SPK Lab-Website
Screenshot einer Website
Screenshot der neuen SPK Lab-Website

Noch landet man über die Visitenkarten auf völlig verschiedenen Websites, die von den einzelnen Einrichtungen und Institutionen gepflegt werden. Auch wenn es aktuell nicht möglich, gleichzeitig in allen verlinkten Angebote zu stöbern und zu recherchieren und dies eine technisch wie semantisch anspruchsvolle Vision bleibt, so erlaubt die inhaltsfokussierte Verschlagwortung es jedoch schon jetzt, die Inhalte der verschiedenen Online-Angebote thematisch zu gruppieren. So landet man über den Button „Fotografie“ bei Ergebnissen aus der bpk-Bildagentur, dem Piktoralismus-Portal, dem Syrian Heritage Archive und der Digitalen Sammlung des Ibero-Amerikanischen Instituts – Portale, die vermutlich wenige parallel recherchiert hätten. Das ist aktuell einer der größten Mehrwerte der Seite, denn auch die gegenseitige Verlinkung verschiedener Portale findet bisher auf den individuellen Online-Angeboten der einzelnen Einrichtungen nur zu einem sehr kleinen Teil statt.

„In gewissen Teilen passiert diese fachlich Vernetzung innerhalb der SPK bereits, zum Beispiel beim Thema Provenienzforschung. Ich bin mir aber sicher, dass es noch viel mehr Querverbindungen gibt und möchte gerne die entsprechenden Personen zusammenbringen.“ Andererseits ist die stiftungsweite Expertise auch für ihn ein großes Plus: Mit Mitarbeitenden aus Museen und der Staatsbibliothek hat er im Vorfeld darüber diskutiert, wie man bei der Datenintegration auf der Website am besten vorgeht. Die Vernetzung ist also keine Einbahnstraße.

Die „Online-Angebote“ auf der SPK Lab-Website sind bis hierhin eher passiv, sie rezipieren Inhalte, die zum Lesen, Stöbern und Anschauen einladen. Einen ganz anderen Zugang bietet der Navigationspunkt „Datensets und Downloads“. Hier wurden Daten explizit zur Nachnutzung, auch für Laien, zusammengestellt. Dort findet man zum Beispiel Bilder der Staatlichen Museen, die bei Wikimedia Commons ausgespielt werden, ebenso wie die Bildagentur bpk, die die Informationen der datenbasierten Veranstaltung „Coding da Vinci“ zum Download bereitstellt. Auf der Visitenkarte findet man auch hier eine Kurzbeschreibung des Projekts, Kontaktdaten, erfährt um welche Art von Daten es sich handelt, wie groß die Dateien sind und kann über einen direkten Link zum Download gelangen.

Gerade in diesem Bereich, also in der Beschreibung und Bereitstellung von neuen Datensets aus der SPK, möchte Schäfer seinen künftigen Fokus bei der Weiterentwicklung der Webseite legen. Genauso wie im SBB Lab, dem Datenlabor der Staatsbibliothek, das für die Entstehung und Gestaltung des SPK Lab eine ganz wesentliche Inspiration ist, sollen bislang versteckte Datenbestände so aufbereitet, beschrieben und präsentiert werden, dass sie gut strukturiert und interoperabel in anderen Kontexten neu verwendet werden können.

Wer sich nun fragt, was man mit diesen vielen Informationen eigentlich machen kann, sollte den Reiter „Demos und Anwendungen“ anwählen. Hier sind Beispiele aufgelistet, die anschaulich zeigen, was aus den digitalen Daten der SPK alles werden kann, wenn man sie einmal nicht fachwissenschaftlich betrachtet. Neben einem „Housing Shortage Tetris“-Spiel findet man hier auch einen „Beruf-O-Mat: Finde dein früheres Ich“ oder einen Twitter-Bot, der Berliner Schlagzeilen sammelt. „Das ist ein großes Ziel des SPK Labs: Unsere Daten auch für neue kreative oder experimentelle Nutzungsszenarien abseits von Wissenschaft und Forschung nutzbar und auffindbar zu machen. Abgesehen von den Fachkontexten und Museumsausstellungen tauchen diese bisher leider kaum auf“, so Schäfer.

Technisch aufwendiger und betreuungsintensiver, aber ebenfalls eine wichtige Form des maschinellen Datenzugriffs sind die Ergebnisse unter dem letzten Hauptmenüpunkt „APIs und Schnittstellen“. Hier sind klassisch technische Schnittstellen gesammelt, über die z.B. Entwickler*innen und Datenanalyst*innen auf unsere Daten zugreifen können, um sie massenhaft in eigene Systeme, Anwendungen, Websites und andere Services einzubinden.

Vernetzung is Key

Vernetzung ist nicht nur im Datenbereich ein großes Stichwort des SPK Labs. Im April 2022 startete Schäfer einen „Call for Participation“, bei dem er Unterstützer*innen zur Mitgestaltung suchte. Aus den Bewerber*innen wurden fünf ausgewählt, die als freie Ideengeber*innen zusammen mit eingeladenen externen Expert*innen in Workshops Impulse, Gedanken und Ideen zur digitalen Bereitstellung und Nachnutzung von Daten einbringen konnten. Dabei wurden unter anderem auch Kontakte zu anderen Partner*innen geknüpft, die Schäfer künftig weiter ausbauen möchte. „In all diesen Formaten bekommen wir Impulse, die ich dann versuche intern umzusetzen.“

Im zweiten Workshop wurde beispielsweise das Thema Citizen Science aufgebracht, dass in einem SPK-internen Schulungsworkshop wieder aufgegriffen wurde. „Wir haben geschaut: Gibt es Leute in der SPK, die Lust oder Ideen für Citizen Science-Projekte haben? Ein externer Referent von der Plattform Bürger-schaffen-Wissen in Berlin hat uns hier ebenfalls unterstützt. Er berichtete, was es hierbei für Formate gibt, worauf man achten muss, welche Fragen man sich stellen muss und so weiter.“ Diese Idee möchte Schäfer in der zweiten Förderphase weiter ausbauen. „Ich hätte gerne ein partizipatives Format, wo wir ganz dezidiert versuchen, neue Perspektiven auf unsere digitalen Daten zu entwickeln und umzusetzen.“

Kuratorium Preußischer Kulturbesitz

Das 2014 gegründete Kuratorium Preußischer Kulturbesitz ist ein Zusammenschluss führender deutscher Wirtschaftsunternehmen. Ziel des Kuratoriums ist es, die Stiftung im Rahmen einer strategischen Partnerschaft bei der Umsetzung ausgewählter Projekte zu unterstützen. Neben Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Humboldt Forum, stehen dabei vor allem die Schwerpunkte „Kommunikation“, „Kulturelle Bildung und Vermittlung“ sowie „Digitale Transformation“ im Fokus. Darüber hinaus unterstützt das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz die Stiftung beim Ausbau ihrer Netzwerkarbeit und stellt seine inhaltliche Expertise zur strategischen Weiterentwicklung verschiedener Themen zur Verfügung.

Große Pläne für die Zukunft

Möglich gemacht hat dieses Großvorhaben das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz, das die Unternehmung seit 2020 fördert. Damit konnten nicht nur Schäfers Projektstelle, sondern auch die Entwicklung der Website als neues Format der Datenzugänglichkeit finanziert werden.

„Wir freuen uns sehr, dass die SPK mit unserer Unterstützung ein wichtiges Projekt der digitalen Transformation auf den Weg bringen konnte. Mit der neuen Website kann das Potenzial nun auch nach außen transportiert werden und weitere Synergieeffekte erzielen“, sagt die Kuratoriumsvorsitzende Helen Müller.

Auch Schäfer freut sich, dass seine Arbeit nun sichtbar Früchte trägt. „Neben dem Aufbau einer starken Community mit externen Partner*innen und dem intensiven internen Austausch zu den verschiedenen Themen freue ich mich jetzt besonders, dass nun alle Interessierten im Sinne von Open Access und Open Science besser mit den digitalen Daten der SPK arbeiten können. Ich bin sehr gespannt auf die Produkte, die hieraus entstehen werden und freue mich über Rückmeldungen, wo vielleicht noch weitere Datenschätze zu Objekten der SPK schlummern, die experimenteller, kreativer, innovativer als bisher genutzt werden können.“


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