Pergamon-Richtfest: Ein großer Schritt für den Masterplan Museumsinsel
06.05.2019Pergamon-Richtfest: Ein großer Schritt für den Masterplan Museumsinsel
Am 3. Mai 2019 wurde das Richtfest beim Bauabschnitt A des Pergamonmuseums gefeiert. Das signalisiert einen großen Schritt in Richtung der Fertigstellung. Was ist bisher geschehen und wie geht es weiter? Der Projektleiter gibt Einblick in den Bauprozess.
Die Rohbauarbeiten sind nun weitgehend abgeschlossen: Ein neues Treppenhaus, die Fertigstellung der Lichtdecken und Glasdächer über dem Mittelbau des Museums und das Tempietto, der neue Eingangsbereich. Schon jetzt ist durch den Rohbau an vielen Stellen sichtbar, wie das Museum die Besucher nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten empfangen wird.
Die Grundinstandsetzung wurde und wird von außergewöhnlichen Rahmenbedingungen und Unwägbarkeiten geprägt und beeinflusst. Frank Röger, Projektleiter des Pergamonmuseums beim Bundesamt für Raumordnung und Bauwesen hat den ganzen Prozess begleitet.
Chronik des Pergamonmuseums
Eröffnung: | 1930 |
Wiederaufbaumaßnahmen: | 1948 – 1959 |
Baubeginn Grundinstandsetzung: | 2013 |
Beginn Rohbauarbeiten: | 2015 |
Richtfest Bauabschnitt A: | 3. Mai 2019 |
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Pergamon Richtfest 03.05.2019: Projektleiter Röger im Interview
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Transkript
Richtfest ist ein besonderer Punkt für eine Baustelle. Wir freuen uns, dass wir heute Richtfest feiern können. Richtfest heißt letztendlich, dass der Rohbau fast fertiggestellt ist. Die Rohbauarbeiten hier im Pergamonmuseum war sehr umfänglich. Wir haben zuerst gestartet mit dem Spezialtiefbau, das sind die Baugruben des Pergamonmuseums und das war hier in Berlin eine besondere Herausforderung auf der Museumsinsel. Wir haben hier sehr schwierigen Baugrund. Berlin ist auf Sand gebaut. Und hier im Besonderen auf der Museumsinsel haben wir eine sehr mächtige Torflinse. Torflinse heißt quasi, wir haben ein organisches Material, worauf man eigentlich keine Gebäude gründen kann. Man muss sehr viele technologische Kniffe hier ausfindig machen, um die Ersatzgründung für das Pergamonmuseum hier realisieren zu können. Das war ein sehr schwieriges Unterfangen, was wir über drei Jahre hier gemacht haben und wir konnten Anfang 2019 die Spezialtiefbauarbeiten fertig stellen.
Eine weitere große Herausforderung ist natürlich der Rohbau des Pergamonmuseums, die konstruktiven Abrisse und die Neubaukonstruktion, die wir einbringen müssen. Zum Beispiel aus Brandschutzgründen neue Treppenhäuser und Fluchttreppenhäuser, neue Aufzüge für die Barrierefreiheit der Besucher, sodass die Besucher später das Museum auch wirklich alle barrierefrei besichtigen können. Das führt natürlich zu großen Eingriffen in die Gebäudesubstanz, die natürlich in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt sehr behutsam durchgeführt werden müssen. Gleichzeitig haben wir natürlich hier die Problematik, dass wir noch Kunst- und Kulturobjekte im Gebäude haben, wie zum Beispiel hier im Hellenistischen Saal die hellenistischen Großarchitekturen, die sie hier im Hintergrund sehen. Das ist natürlich sehr schwierig, wenn man Keller tiefer legt und im Spezialtiefbau und massive Abrisse durchführt in dem Gebäude. Und das führt dazu, dass wir hier sehr behutsam vorwärtsgehen können und diesen Schritt haben wir quasi mit der Beendigung der Rohbauarbeiten jetzt hier geschafft. Das war eine große Herausforderung und wir sind stolz, dass wir das geschafft haben.
Ja, jetzt, wo der Rohbau fertig gestellt ist, werden die rostigen Baubehelfe herausgebaut. Das heißt es gibt die Umlastung von den Baubehelfen auf die neue Konstruktion. Das ist immer ein sehr spannender Punkt, weil in dem Moment, wo man Lasten in einem Gebäude anders umleitet, kann es auch nochmal zu kleinen Problemen kommen oder zu weiteren Herausforderungen. Das ist ein wichtiger Punkt. Dann kommt als nächster Step sozusagen das Einbringen der Großmaschinen, der raumlufttechnischen Großmaschinen, die die Klimatisierung des Pergamonmuseums sicherstellen könne. Die müssen vor Hüllenschluss, also vor Schluss des Gebäudes, durchgeführt werden. Das passiert jetzt im Jahr 2019 und im Jahr 2020 beginnen wir sukzessive die Hüllen zu schließen. Hier zum Beispiel im hellenistischen Saal sind die Glasdächer schon hergestellt. Dieser Saal hat keine Fenster, deshalb brauchen hier keine Fenster eingebaut werden. Aber in vielen anderen Bereichen gibt es natürlich Fenster mit Höhen bis zu 8 Metern, die wir sukzessive einbauen. Wir hoffen dann 2021 den kompletten Hüllenschluss hergestellt zu haben. Dann werden die Wetterschutzdächer abgebaut. Es werden die Gerüste abgebaut. Die Baubehelfe sieht man dann nicht mehr von außen. Es werden dann auch keine Kräne mehr benötigt auf der Baustelle, sodass Anfang 2021 das Museum wie es später mal aussehen soll schon im Stadtraum erkennbar ist. Und dann beginnen allerdings, dann beginn sozusagen der Abschluss der Fertigstellung der Ausbauarbeiten hier im Gebäude. Da liegt natürlich das besondere Augenmerk auf hervorragenden Innenraumqualitäten, tolle, wiederaufgearbeitete original Fußbodenbelägen, tolle Putze, man sieht ja hier im hellenistischen Saal ist kein Putz mehr vorhanden. Wir haben hier in diesem Saal die Putze, die in den 50er Jahren hier eingebracht worden sind, entfernt. Putze aus den 30er Jahren, aus der Entstehungszeit, die hier noch vorhanden sind, sind jetzt hier vorsichtig geschützt worden und wir beginnen jetzt vorsichtig hier den Wiederaufbau dieser Putzflächen hier in diesem Raum. Das ist natürlich eine besondere Herausforderung und last but not least, wie man so schön sagt, ist es natürlich auch wichtig, dass die Ganzen technischen Komponenten hinsichtlich des Klimas, der Sicherheit gut miteinander gut funktionieren, sodass wir hier ein optimales Klima für die Objekte haben, das optimal die Objekte hier im Gebäude sichern können Das sind komplizierte Maßnahmen, die am Ende durchzuführen sind, Begriffe wie „Interaktionstest“, „Brandfallmatrix“ stehen dafür, wo alle verschiedenen technischen Komponenten im Zusammenspiel geprüft werden in aufwendigen Prüfprozessen und das sind die nächsten Herausforderungen.
© SPK / Jonas Dehn & Friederike Schmidt