Achtung, jetzt kommt ein Karton

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Der Designer Stefan Diez hat eine nachhaltige Ausstellungsarchitektur für die Erich-Dieckmann-Schau im Kunstgewerbemuseum entworfen

Die Ausstellung „Stühle: Dieckmann! - Der vergessene Bauhäusler Erich Dieckmann", die ab 7. Mai im Kunstgewerbemuseum am Kulturforum zu sehen sein wird, wirbt mit einer nachhaltigen Ausstellungsarchitektur, die Du entworfen hast. Was hat es damit auf sich?

Stefan Diez: Für die Kulissen von Ausstellungen und Messen werden üblicherweise große Mengen an Material verwendet, das für nur kurze Zeit genutzt und alsbald wieder entsorgt werden muss. Bei der Erich-Dieckmann-Ausstellung wollten wir das besser machen: Also haben wir die Aufbauten aus schwarzem Karton und Papier bauen lassen, das über einen eigens dafür entwickelten Verbinder zusammengehalten wird und eine sehr stabile Bühne für Dieckmanns Arbeiten bildet. Produziert hat es die Firma WAGNER aus Langenneufnach in Bayern. Einen Teil des Materials übernehmen wir in Berlin aus der vorangehenden Ausstellung in Halle. Wenn im Herbst dann alles gelaufen ist, wird die Architektur über die Papiertonne dem Recycling zugeführt.

Ein Mann spricht an einem Redepult

Designer Stefan Diez bei der Pressekonferenz zur Ausstellung in Halle © Matthias Ritzmann

Und wie ist es mit dem Licht?

Stefan Diez: Die Beleuchtung ist die zweite wichtige Komponente einer Ausstellungsarchitektur. Diese haben wir nicht gekauft, sondern von Vibia, dem Hersteller der Leuchten, ausgeliehen. Im Herbst kommen die Leuchten nach Köln und werden dort in einem völlig anderen Kontext weiterverwendet.

Wie werden diese Platten produziert und kommen sie noch anderswo zum Einsatz?

Stefan Diez: Die Karton Waben-Platten kommen aus Schweden, wo es ja eine große Papierindustrie gibt. Üblicherweise werden solche Platten, die wir jetzt in der Ausstellung einsetzen, für Verpackungen verwendet.

Schwarzes Pappstück
Für die Ausstellung wurden Aufbauten aus schwarzem Karton und Papier gebaut © SPK / Jonas Dehn
Ausstellung von Stühlen
Ausstellungsansicht in Halle © Matthias Ritzmann

Ausstellung: Stühle. Dieckmann! Der vergessene Bauhäusler Erich Dieckmann

Kunstgewerbemuseum und Kunstbibliothek sowie die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt und die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle haben sich neu mit Erich Dieckmanns Leben und Werk befasst. Ab 7. Mai 2022 ist die Schau in Berlin zu sehen.

Green Culture ist ein großes Thema. Auch für die Staatlichen Museen. Welche Entwicklungen nimmst Du im Kultur- und Ausstellungsbereich wahr?

Stefan Diez: Dieser starke Fokus auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ist ja noch sehr jung, ein bis zwei Jahre alt. Eventuell hat die Pandemie sogar dabei geholfen, diesem Thema endlich die nötige Dringlichkeit und eine Bühne zu geben. Die Menschen haben über die beiden Jahre mehr reflektiert und nehmen globale Krisen stärker, bedrohlicher wahr. Jedenfalls dreht sich seit kurzem praktisch alles um diese Themen; wie man Abfälle vermeiden, Rohstoffe länger nutzen und das Klima bewahren könnte. Verhandelt wird dabei eine neue Idee von Luxus, der sich entmaterialisiert. Wohin das genau führten wird, bleibt bis jetzt noch offen, aber auch massiven Umbrüche können gestaltet werden. Die kommenden Jahre werden bestimmt sehr spannende werden.