Aus den Akten auf die Bühne: Chile – Auf dem Weg zu einer neuen Demokratie?

News vom 22.05.2023

Zum 50. Jahrestag des Militärputsches gegen Chiles Präsidenten Salvador Allende werden im Ibero-Amerikanischen Institut Dokumente der chilenischen Zeitgeschichte auf der Bühne zum Sprechen gebracht.

Drei Personen auf einer Bühne
© Marianne Menke

Proteste von Schüler:innen gegen eine Erhöhung der Metropreise um 30 Pesos lösten in Chile im Oktober 2019 eine soziale Rebellion aus. Aus der Kritik an 30 Pesos wurde schnell eine Kritik an der Politik der letzten 30 Jahre nach dem Ende der Pinochet-Diktatur. Die Rebellion richtete sich gegen die massive soziale Ungleichheit und mündete in die Forderung nach einer neuen Verfassung.

Im von Eva Schöck-Quinteros (Universität Bremen) und Peter Lüchinger (bremer shakespeare company) entwickelten Geschichts- und Theaterprojekt „Aus den Akten auf die Bühne“ recherchieren Studierende des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen seit 2007 in verschiedenen Archiven (darunter auch im Ibero-Amerikanischen Institut) nach Dokumenten der chilenischen Geschichte von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart. In Kooperation mit Schauspieler:innen der bremer shakespeare company werden diese in szenischen Lesungen auf der Bühne zum Sprechen gebracht. Das neueste Projekt nimmt auch aktuelle Stimmen aus Chile auf und spannt einen Bogen von den Anfängen des 20. Jahrhunderts zu den jüngsten Ereignissen. Und es stellt die Frage, wie es nach dem „Nein“ (Rechazo) zum Verfassungsentwurf vom 4. September 2022 weitergeht.

Am 7. Juni ist Eva Schöck-Quinteros mit den Schauspieler:innen Simon Elias, Peter Lüchinger, Michael Meyer, Petra Janina Schultz und Kathrin Steinweg im Ibero-Amerikanischen Institut zu Gast.

Veranstaltungsreihe zum 50. Jahrestag des Putsches

Die szenische Lesung ist Teil einer gemeinsam vom Förderkreis des IAI und dem Ibero-Amerikanischen Institut in Kooperation mit der Botschaft von Chile organisierten Veranstaltungsreihe anlässlich des 50. Jahrestages des Militärputsches von Augusto Pinochet gegen Chiles demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende. Sie widmet sich zwischen April und Oktober 2023 den Ereignissen von 1973 und ihren Auswirkungen bis in die chilenische Gegenwart. Das Programm umfasst neben Diskussionen und Zeitzeugengesprächen die Dokumentarfilme von Patricio Guzmán „La batalla de Chile – La lucha de un pueblo sin armas“ (1973–1978) sowie seinen jüngsten Film „Mi País Imaginario“ (2022), der ebenso wie das Theaterprojekt „Aus den Akten auf die Bühne“ einen Bogen spannt zu den sozialen Protesten von 2019 mit der Forderung nach einer neuen Verfassung. In einem Gesprächskonzert am 4. September verarbeitet der Komponist und Pianist Stefan Litwin u.a. Ausschnitte aus Salvador Allendes letzter Ansprache und eine Vitrinenausstellung im Lesesaal des Ibero-Amerikanischen Instituts zeigt ab Oktober 2023 historische Plakate, Bücher und andere Zeitdokumente aus den Beständen des IAI.

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