Nachhaltiger Schutz von Kulturgütern in den Herkunftsländern

Die Stiftung möchte Kulturgut auch in den Herkunftsländern nachhaltig schützen. Daher leistet sie Hilfe zur Selbsthilfe: In verschiedenen Projekten zum „capacity building“ werden Experten aus den verschiedensten Ländern geschult.

Teilnehmer des ersten Expertendialogs „Iraq's Cultural Heritage at Archaeological Sites and Museums“ (öffnet Vergößerung des Bildes)

Teilnehmer des ersten Expertendialogs „Iraq's Cultural Heritage at Archaeological Sites and Museums“, der im Juli 2015 am Vorderasiatischen Museum stattgefunden hat. © Staatliche Museen zu Berlin – Vorderasiatisches Museum / Olaf M. Teßmer

Nachhaltiger Kulturgutschutz durch „capacity building“

Die Hilfe zur Selbsthilfe wird als „capacity building“ bezeichnet. Dabei werden diejenigen ausgebildet, die für den Schutz von Kulturgütern verantwortlich sind. Sie sollen in die Lage versetzt werden, diese Verantwortung ohne weitere Hilfe von außen wahrzunehmen.

Das „capacity building“ ist die zentrale Strategie, um Kultur- und Naturerbestätten nachhaltig zu entwickeln. Solche Trainingsprogramme spielen auch eine wesentliche Rolle im Rahmen des Welterbeprogramms der UNESCO. Kulturgüter können langfristig nur gesichert werden, wenn auf nationaler und internationaler Ebene die wissenschaftlichen, organisatorischen und infrastrukturellen Voraussetzungen gegeben sind.

Engagement der Stiftung Preußischer Kulturgutschutz

Die Stiftung beteiligt sich aktiv mit vielfältigen Kooperationen am „capacity building“. Ausgewiesene Experten bieten weltweite Ausbildungs- und Trainingsprogramme an. Sie führen bilaterale Gespräche und arbeiten in internationalen Projekten mit. Damit leistet die Stiftung einen Beitrag zum Schutz des kulturellen Erbes gerade auch in denjenigen Ländern, aus denen Kulturgüter in ihre Sammlungen gelangt sind.

Beispiel: Syrien und Irak

Der Direktor des Vorderasiatischen Museums, Prof. Dr. Markus Hilgert, initiierte gemeinsam mit dem irakischen UNESCO-Botschafter, Prof. Dr. Mahmud al-Mullakhalaf, den Fachdialog „Iraq's Cultural Heritage at Archaeological Sites and Museums“. Diese irakisch-deutsche Kontaktgruppe hat mit einem „capacity building“- und Kooperationsprogramm begonnen. Hierdurch sollen archäologische Kulturgüter in irakischen Museen erhalten, wissenschaftlich erschlossen und museal präsentiert werden. Syrische Wissenschaftler und Restauratoren kommen an das Vorderasiatische Museum nach Berlin, um sich hier mit ihren deutschen Kollegen auszutauschen. Dieses Wissen wird benötigt, um archäologische Objekte aus dem antiken Mesopotamien zu konservieren und zu erschließen.

Seit 2013 erstellt das Museum für Islamische Kunst gemeinsam mit dem Deutschen Archäologischen Institut in einem Kooperationsprojekt eine Datenbank syrischer Kulturgüter. In dem sogenannten „Syrian Heritage Archive Project“ digitalisieren und erschließen deutsche und syrische Projektmitarbeiter Archivbestände. In der Datenbank sollen die Kriegszerstörungen in Syrien dokumentiert werden. Die Dokumentation liefert eine Grundlage für den Wiederaufbau. Frühzeitig nahmen die Wissenschaftler Kontakt zu verschiedenen Initiativen und der Antikenverwaltung in Syrien auf. Experten vor Ort liefern wichtige Informationen zu den Verheerungen. Darüber hinaus werden Raubgrabungen und illegaler Handel beobachtet. Das Syrian Heritage Archive Project am Museum für Islamische Kunst wird durch das Auswärtige Amt finanziert.

Das Vorderasiatische Museum der Staatlichen Museen zu Berlin stellt dem Nationalmuseum Damaskus zudem Lagerungsmaterialien in Museumsqualität zum Schutz von Keilschrifttafeln zur Verfügung. Dies ist dringend erforderlich, weil seit 2012 Tausende von Keilschrifttafeln aus Provinzmuseen nach Damaskus verbracht wurden, um sie vor Plünderungen insbesondere durch den sog. Islamischen Staat zu schützen.   Aufgrund ihres prekären konservatorischen Zustands sind die jahrtausendealten Schriftzeugnisse nur durch fachgerechte Lagerungstechnik zu erhalten. Das Projekt wird finanziell durch das Auswärtige Amt unterstützt.

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