Die Verdichtung des Raumes: Das Kulturforum im Zeitraffer

21.12.2018Die Verdichtung des Raumes: Das Kulturforum im Zeitraffer

Ein „Konzept der Dichte, nicht der Leere“ haben die Architekten Herzog und de Meuron für das Kulturforum vor Augen. Doch wie konnte sich diese ursprünglich kriegsbedingte und durch die Mauer zementierte Öde peu à peu zu einer Kulturlandschaft verdichten? Nachzeichnen lässt sich die Entwicklung anhand der runden Jubiläen, die im Jahr 2018 anstanden.

von Jonas Dehn

Das Kulturforum 1978
Das Kulturforum 1978 © bpk / Rolf Koehler

Vor 50 Jahren

Ein Höhepunkt des vergangenen Jahres: die Feier zu 50 Jahren Neue Nationalgalerie. Am 15. September 1968 eröffnet diese Ikone der Moderne mit seiner schlichten doch klaren Form. Ludwig Mies van der Rohe setzte damit den zweiten großen architektonischen Paukenschlag für dieses Areal: 1963 war nebenan die Philharmonie von Hans Scharoun eröffnet worden, zu deren organischer Architektur die streng geometrische Neue Nationalgalerie die Rolle eines Antipoden einnimmt. 

Die Neue Nationalgalerie kurz nach ihrer Fertigstellung 1968
Die Neue Nationalgalerie kurz nach ihrer Fertigstellung 1968 © Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv/ Fotograf: Reinhard Friedrich
Dahinter liegt die Mauer: Die Staatsbibliothek zu Berlin am Kulturforum in den späten Siebzigerjahren
Dahinter liegt die Mauer: Die Staatsbibliothek zu Berlin am Kulturforum in den späten Siebzigerjahren © Bildarchiv BBR

Vor 40 Jahren

Auf der anderen Seite der Potsdamer Straße eröffnete zehn Jahre später – also vor 40 Jahren – am 15. Dezember 1978 das neue Gebäude der Staatsbibliothek. Von Hans Scharoun mit Unterstützung von Edgar Wisniewski entworfen lehnt es sich architektonisch an die benachbarte Philharmonie an. Nach der Musik und der Bildenden Kunst fand nun also auch die Schrift einen Platz am Kulturforum. Charakteristisch für den Bau ist die offene Gestaltung mit seinen weitläufigen Leselandschaften, die von Licht durchflutet sind. Zudem beherbergt das Haus auch das Ibero-Amerikanische Institut. 

Vor 20 Jahren

Nachdem in den 80er-Jahren zum einen die Philharmonie musikalische Gesellschaft in Form des Kammermusiksaals und des Staatlichen Instituts für Musikforschung mit Musikinstrumenten-Museum bekam und zum anderen sich um die neue Piazzetta das Kupferstichkabinett, die Kunstbibliothek und das Kunstgewerbemuseum gesellten, kam vor 20 Jahren ein weiterer Bau hinzu: 1998 eröffnete an der Westseite des Kulturforums die Gemäldegalerie. Im Gegensatz zu den architektonischen Solitären der Anfangszeit punktet dieses Gebäude von Hilmer & Sattler mit seiner zurückgenommenen Schlichtheit. In seinen von klarem Licht gefüllten Räumen, die sich um eine ruhige Wandelhalle gruppieren, konnten die Bestände aus Ost und West nach langen Jahren der Teilung endlich am Kulturforum zusammengeführt werden.

Fast fertig: Die Gemäldegalerie 1995
Fast fertig: Die Gemäldegalerie 1995 © bpk/Dietmar Katz
Fassade Nordeingang, Scharounplatz: Die großflächig verglaste Fassade zum Scharounplatz wirkt einladend und verbindet das Museum mit dem umgebenden Stadtraum.
Fassade Nordeingang, Scharounplatz: Die großflächig verglaste Fassade zum Scharounplatz wirkt einladend und verbindet das Museum mit dem umgebenden Stadtraum. © Herzog & de Meuron

Heute

Doch auch dieses Jahr ist in architektonischer Hinsicht Wichtiges passiert. Im Oktober stellten die Architekten Herzog & de Meuron den Vorentwurf für das Museum des 20. Jahrhunderts vor. Der neue Bau wird an seiner zentralen Position auf dem Kulturforum zwischen Neuer Nationalgalerie und Philharmonie sowie zwischen Staatsbibliothek und den Museen an der Piazzetta eine Verbindung zwischen diesen Bauten schaffen.

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