Die Kultur gehört zu den lebenswichtigen Dingen

News vom 26.03.2020

Das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz und die Corona-Krise: Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden Thorsten Strauß über Solidarität, digitale Sammlungsbesuche und die Forschungsvielfalt in der SPK

Thorsten Strauß
© Michael Kuchinke-Hofer

Die digitale Kommunikation mit Besucherinnen und Besuchern, Nutzerinnen und Nutzern der SPK voranzutreiben, war immer ein Anliegen des Kuratoriums Preußischer Kulturbesitz. Seit der Gründung im Jahr 2014 hat sich das Gremium aus führenden deutschen Wirtschaftsunternehmen immer wieder zum Ziel gesetzt, Zugang und Teilhabe der Öffentlichkeit auch im Netz zu unterstützen. Seit in der Corona-Krise Museen, Bibliotheken, Archive und Institute der SPK geschlossen bleiben müssen, erweist sich die digitale Transformation einmal mehr als Kernaufgabe der Stiftung. Mit dem neuen Forschungsnewsletter, der sechsmal im Jahr über herausragende Projekte informieren soll und nun erstmals erscheint, fördert das Kuratorium erneut ein digitales Angebot. Fragen an den Kuratoriumsvorsitzenden Thorsten Strauß, Vertreter der Deutschen Bank AG im Kuratorium Preußischer Kulturbesitz und Geschäftsführer der Thor Advisors GmbH. 

Sie unterstützen die SPK, so haben Sie mal gesagt, „weil es der bedeutendste kulturelle Player Deutschlands mit ungeahnten Möglichkeiten ist“. Was aber wenn der Player gar nicht spielen und eine Möglichkeiten zeigen kann?

Die Corona-Krise trifft uns alle sehr, sehr tief. Nicht nur in der Wirtschaft. Wir hören jeden Tag von Künstlerinnen und Künstlern, die um ihre Existenz kämpfen, von staatlichen Hilfsprogrammen und Rettungsschirmen für die vielen Kreativen, die dieses Land reich machen. Und auch wenn wir jetzt immer wieder hören, alle lebenswichtigen Dinge muss es weiter geben, so gehört doch die Kultur und Kunst auch dazu. Der Mensch lebt ja nicht nur vom Brot allein. Es ist keine Frage, dass auch für eine Bund-Länder-Institution wie die SPK keine leichten Zeiten anbrechen, wenn der Shutdown erstmal endet. Für die Unternehmen, die das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz tragen, ist aber klar, dass wir gerade dann an der Seite der SPK stehen werden. Das sage ich so deutlich, auch wenn wir alle noch nicht wissen, wie sich die wirtschaftliche Lage weiterentwickeln wird. Grundsätzlich gilt aber: Wir brauchen auch in Zukunft eine gesunde Kultur- und Kunstlandschaft und natürlich die Museen als digitaler und analoger Vermittler.  

Ein wichtiges Bekenntnis in diesen Zeiten.

Die Kulturstaatsministerin hat gesagt, dass Kultur kein dekorativer Luxus sei, den wir uns nur in guten Zeiten gönnen. Genauso sehe ich das auch. Wir merken doch jetzt schon, dass uns Kultur als Lebensmittel fehlt. Das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz ist kein Schönwetter-Verein, sondern wir sind solidarisch mit der SPK auch in schwierigen Zeiten. Deshalb möchte ich auch gerade in der jetzigen Zeit die Unternehmen bitten, die gerade jetzt ein Zeichen für Kunst und Kultur setzen wollen, beim SPK-Präsidenten Hermann Parzinger oder bei mir zu melden. Wir freuen uns immer auf neue Mitstreiter im Kuratorium. 

Jetzt, wo sich die Sammlungen der SPK nur noch digital besuchen lassen, zeigt sich, wie wichtig das Thema digitale Transformation tatsächlich ist. Das Kuratorium hat viele Projekte mit diesem Schwerpunkt gefördert. Sie hatten ja keine Krisen im Blick, als Sie die Gelder dafür bewilligten. Warum ist Ihnen dieses Thema so wichtig?

Es stimmt, dem Kuratorium war das Digitale immer wichtig. Die digitale Transformation ist eine der großen Herausforderungen der Gegenwart. Die Sammlungen der Stiftung sind öffentlich, müssen also auch allen zugänglich sein. Dabei spielt die Digitalisierung eine zunehmend wichtige Rolle. Sich zeitgemäß zu präsentieren und den Kunden oder Besuchern Angebote zu machen, die auf der Höhe der Zeit sind, ist von immenser Bedeutung. Technik, Strukturen und Kommunikation müssen der Entwicklung angepasst werden, was enormen Einsatz und Aufwand bedeutet. Diese Herausforderung erleben wir in unseren Unternehmen seit einigen Jahren ebenfalls sehr stark und möchten die SPK daher auf diesem Weg unterstützen. Hier muss die SPK noch schneller werden – aber es ist auch schon unendlich viel für die Besucherinnen und Besucher erreicht worden. Hier gebührt den verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SPK großer Dank. 

Ein neues Format wird dieser Tage auf den Weg gebracht: der Forschungsnewsletter. Warum hat das Kuratorium dieses Projekt unterstützt?

Ich glaube, es ist in der breiten Öffentlichkeit noch nicht so recht bekannt, wie bedeutend die SPK als Forschungseinrichtung tatsächlich ist, und in welcher Vielfalt in den fünf Einrichtungen geforscht wird. Die Palette reicht ja von der Erforschung der Malschichten bei Caspar David Friedrich in der Alten Nationalgalerie bis zum Virtuellen Konzertsaal zur Erforschung der Musikwahrnehmung im Staatlichen Institut für Musikforschung, von der Erforschung der Kryptologie in der preußischen Diplomatenpost im Geheimen Staatsarchiv bis zur Erforschung von Büttenpapier von Musikhandschriften in der Staatsbibliothek, von der Provenienzforschung bis zu den Lateinamerikabildern in der europäischen Literatur im IAI. Oder denken Sie nur an die wiederaufgetauchten Bilder aus dem Gothaer Kunstraub, die nur mit Hilfe des Rathgen-Forschungslabors der Staatlichen Museen zu Berlin auf ihre Echtheit hin überprüft werden konnten. Ich könnte ewig fortfahren. Viele dieser Geschichten über all die spannenden Projekte soll der neue Forschungsnewsletter bündeln und der berühmten kulturell interessierten Öffentlichkeit präsentieren. Was wir gerade in der schweren Krise merken: Wir besinnen uns auf unsere Stärken und so erlebt eben auch die Forschung ein absolutes Revival. 

Die Fragen stellte Ingolf Kern.

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