Umgang mit NS-Raubkunst: Berliner Konferenz zu Washingtoner Prinzipien appelliert an Private

News vom 29.11.2018

Was wurde erreicht, was ist noch zu tun? Eine Bilanz der Fachtagung „20 Jahre Washingtoner Prinzipien: Wege in die Zukunft“

Konferenz 20 Jahre Washingtoner Prinzipien
© SPK / Gesine Bahr

Die Öffnung privater Archive für die Provenienzforschung, Datenbanken zur Veröffentlichung aller relevanten Informationen, mehr feste Stellen für Provenienzforschung – das waren zentrale Forderungen, die auf der Konferenz geäußert wurden. Noch immer warten zu viele Erben auf ihr rechtmäßiges Eigentum. Noch immer besitzen zu viele Museen zu viele Objekte mit ungeklärter Provenienz. Braucht es Gesetze? Eventuell eine supranationale Antwort? Wie kann man einen gemeinsamen, vertrauensvollen Prozess bei Restitutionsfragen erreichen? All dies wurde diskutiert.

Auch SPK-Präsident Hermann Parzinger erklärte in seiner Rede, dass die Dokumentation der Forschungsergebnisse so nötig wie auch herausfordernd sei, die Mitwirkung der Privaten schwierig. Die Vermittlung des Themas müsse stärker in den Fokus rücken: an die zunehmend interessierte Öffentlichkeit ebenso wie an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Und er erläuterte die Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung der Washington Principles, die gerade angesichts der zunehmend komplexeren Fälle in den frühen Jahren der Verfolgung zunehmend zutage treten. 

Kulturstaatsministerin Monika Grütters bekräftigte die Pflicht zur Aufarbeitung und kündigte in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Sonderberater des US-Außenministeriums für Holocaust-Fragen, Stuart Eizenstat, und dem US-Sondergesandten für Holocaust-Fragen, Thomas Yazdgerdi, an, dass Deutschland und die USA weitere Anstrengungen zur Aufarbeitung des NS-Kunstraubs unternehmen werden.

Angekündigt wurde zudem, dass das  Deutsche Zentrum Kulturgutverluste künftig auch die Suche nach den einstigen Eigentümern oder deren Erben finanziell unterstützen wird. Umgekehrt sollen zudem Nachfahren, die nach verlorenen Kulturgütern suchen, kompetent beraten und begleitet werden. Eine Forschungsdatenbank soll u.a. die Projektergebnisse zusammenführen und so eine wichtige Quelle für Wissenschaftler werden.

Forscher, Erbenvertreter, Institutionen kamen zu Wort

Nach einer Keynote von Botschafter Ronald Lauder, Präsident des World Jewish Congress und Vorsitzender der Commission for Art Recovery, führten Botschafter Stuart Eizenstat, einer der Architekten der Washingtoner Prinzipien von 1998, sowie Gilbert Lupfer, Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, in das Thema ein. Lupfer betonte: „Provenienzforschung ist ein wichtiger Teil unserer historischen Verantwortung und sollte selbstverständlicher Teil der Sammlungs- und Vermittlungsarbeit in Museen, Bibliotheken und Archiven sein.“ Auf die allgemeine Bilanz und eine Übersicht über die verschiedenen nationalen Entwicklungen folgten Beiträge einiger Nachfahren, die aus ihrer Perspektive über gerechte und faire Lösungen berichteten.

Die Beiträge des zweiten Tages widmeten sich vor allem der Zukunft: Zusammenarbeit mit Hochschulen, Aufbau von Netzwerken und Vermittlung waren die Hauptthemen. Der Autor Edmund de Waal erntete für seinen Vortrag darüber, wie durch das Erzählen von Geschichten die Erinnerung wach gehalten und neue Kapitel aufgeschlagen werden können, anhaltenden Applaus.

Einige der Redner der Konferenz haben wir für Sie interviewt:

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