Die Rückseiten der Kunst: Ausstellung zu Provenienzen

News vom 20.11.2018

Drei Jahre lang erforschte das Zentralarchiv die Provenienzen der Sammlung Berggruen. Die Ergebnisse zeigt die neue Ausstellung „Biografien der Bilder. Provenienzen im Museum Berggruen“

Rechts: Paul Klee „Lebkuchenbild“, 1925, Links: Rückseite mit Provenienzhinweisen
Rechts: Paul Klee „Lebkuchenbild“, 1925, Links: Rückseite mit Provenienzhinweisen © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger

Zum Abschluss eines dreijährigen Provenienzforschungs-Projektes präsentieren die Nationalgalerie und das Zentralarchiv im Museum Berggruen die Ausstellung „Biografien der Bilder“. Die Schau erzählt bislang wenig bekannte Biografien ausgestellter Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen u.a. von Pablo Picasso, Paul Klee, Henri Matisse und Georges Braque erzählt. 

Gegenstand des von 2015 bis 2018 durchgeführten Forschungsprojektes war die Untersuchung der Provenienzen von 135 Werken aus der ehemaligen Privatsammlung von Heinz Berggruen, die sich heute im Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz befinden und vor 1945 entstanden sind. Die Provenienzen dieser Werke wurden in den drei Jahren systematisch untersucht, um NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut, insbesondere aus jüdischem Besitz, zu ermitteln. 

Bis zum Projektende konnte bei rund zwei Dritteln (83 Werke) des Forschungsbestandes ein NS-verfolgungsbedingter Verlust ausgeschlossen oder als höchst unwahrscheinlich eingestuft werden. Im Jahr 2015 war dies nur für 38 Werke möglich gewesen. Bei vier Werken (von Pablo Picasso) konnte festgestellt werden, dass sie von Einsatzkräften der Deutschen Botschaft bzw. dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) bei jüdischen Sammlern in Frankreich beschlagnahmt wurden. Alle vier Werke wurden direkt nach dem Krieg als NS-Raubkunst an die rechtmäßigen Eigentümer restituiert. Sie gelangten erst später in die Sammlung von Heinz Berggruen.

Ein eindeutig NS-verfolgungsbedingter Entzug eines Kunstwerkes, das nicht bereits Bestandteil eines abgeschlossenen Restitutionsverfahrens war, konnte nicht ermittelt werden. Knapp ein Drittel der Kunstwerke (48) weisen jedoch Provenienzlücken auf, das heißt, dass die Vorbesitzer oder die Zeiträume, in denen sie die Werke besaßen, zum jetzigen Zeitpunkt nicht lückenlos nachgewiesen werden können. Auf Basis der Publikation der Forschungsergebnisse könnten die Lücken eventuell in Zukunft durch neuere Forschungen oder externe Hinweise geschlossen  werden.

Das Projekt zur Provenienzforschung im Museum Berggruen wurde gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (Stiftung bürgerlichen Rechts).

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