„Multiperspektivische Provenienzforschung“ für das Humboldt Forum

News from 10/10/2018

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Das Projekt „Geteiltes Wissen“ untersucht mit Partnern aus Brasilien, Kolumbien und Venezuela etwa 3.000 Objekte der Sammlung des Ethnologischen Museums. Parzinger: „Arbeit mit den Herkunftsgesellschaften von zentraler Bedeutung“

„Geteiltes Wissen“, Arbeitstreffen und Symposium im Oktober 2018
„Geteiltes Wissen“, Arbeitstreffen und Symposium im Oktober 2018 © SPK / photothek.net / Inga Kjer

In den Dahlemer Depots des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin forschen derzeit Gäste aus Amazonien an 150 Objekten aus der Rio-Negro-Region. Möglich wurde dies durch das von der Volkswagen-Stiftung und der Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt „Geteiltes Wissen“. Es unterstützt die Zusammenarbeit mit Partnern aus Brasilien, Kolumbien und Venezuela. Gemeinsam mit den indigenen Gruppen werden bis zum Jahr 2020 etwa 3.000 ethnographische Objekte aus dem nordöstlichen und nordwestlichen Amazonastiefland der Museumssammlung untersucht. Viele der Objekte, etwa Gefäße, Schmuck und Musikinstrumente, haben in den Herkunftskulturen mehrere Bedeutungsebenen. Es gilt darum, die Art ihrer Herstellung, die verwendeten Materialien, ihre Funktion in Tauschnetzwerken und teilweise auch die Verwendung in Ritualen zu betrachten. Obwohl der Zeitraum, in dem die im Projekt erforschten  Sammlungen entstanden sind, historisch gesehen in Lateinamerika postkolonial war, waren die damaligen Umstände stark von ungleichen Machtstrukturen geprägt. 

Die Objekte und ihre Provenienzen werden darum multiperspektivisch erforscht: Gilt es Perspektiven der Indigenen zu berücksichtigen, die bisher unterrepräsentiert sind? Welche Geschichten kennen die Partner zu den Objekten? Welche Fragestellungen sehen die Partner als relevant? Welche Bedeutung messen sie den Objekten bei? Und welche Handlungsempfehlungen lassen sich daraus ableiten? Die Ergebnisse der Forschung werden in die Medienstationen der Dauerausstellung „Die Welt als Rundhaus – Vom Ursprung und Leben der Dinge in Amazonien“ im Humboldt Forum einfließen. 

Zentrale Arbeitsgrundlage ist eine eigens für das Projekt entwickelte Onlinedatenbank. Hier werden seit 2015 Angaben zu den betreffenden Objekten der Berliner Sammlungen sowie zu ähnlichen Objekten aus dem Besitz der Partner auf einer geschützten Plattform zur Verfügung gestellt und diskutiert. Die Plattform ist multilingual angelegt und umfasst derzeit Spanisch, Portugiesisch, Deutsch, Englisch und neun indigene Sprachen.

Das Forschungsprojekt steht unter Federführung des Ethnologischen Museums und wird von Andrea Scholz (Projektleitung) und Helene Tello (Restauratorin) betreut. Die Partner sind indigene Organisationen und Institutionen höherer indigener Bildung. Ihr Ziel ist u.a., durch die Forschung an den Objekten vor allem Vertreter der jüngeren Generation dazu anzuregen, sich mit der historischen materiellen Kultur und dem Wissen der Ältesten zu beschäftigen. 

Partner in Brasilien:
Conselho Indígena de Roraima (Roraima), Organização dos Professores Indígenas de Roraima , Associação Wanasseduume Ye’kwana (Roraima), Instituto Socioambiental, Federação das Organizações Indígenas do Alto Rio Negro (Amazonas)

Partner in Kolumbien:
Escuela Normal Superior Indígena María Reina (Mitú, Vaupés)

Partner in Venezuela:
Universidad Nacional Experimental Indígena del Tauca (Bolívar), organización Indígena de la Cuenca del Caura „Kuyujani“ (Bolívar)

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